Schafft den Friedensnobelpreis ab!

Heute wird wiedereinmal der Friedensnobelpreis verliehen. Die journalistische Welt wird nach Oslo schauen, und alle werden nachher kurz jubeln und dann darüber nachdenken, wie zwiespältig diese Auszeichnung ist. Ich bin dafür, den Nobelpreis abzuschaffen.

Eine Menschheit, die eine solche Auszeichnung wie den Friedensnobelpreis nur als Feigenblatt nutzt, als Bemäntelung für ihre Kriegslüsternheit, als Beruhigungspille für das eigene Gewissen, hat diesen Preis nicht verdient. Er sollte eine Auszeichnung für zivilisatorische Pioniere sein, für Menschen, die ernsthaft, kontinuierlich und mit Einsatz den Frieden der Welt fördern, und die damit auch etwas erreichen oder ein Beispiel für andere Menschen geben. Der Friedensnobelpreis ist nicht als prestigeträchtige Medaille für Mörder, Zyniker oder geldgeile Institutionen gedacht. Vielleicht gab es den Idealismus einmal, der diesen Preis rechtfertigte. Heute sind wir auf dem Weg ins zivilisatorische Mittelalter, und deshalb sollten wir unsere Habgier, unsere Gewaltbereitschaft, unsere Verachtung für Kompromiss, Mitmenschlichkeit und Weltfrieden auch offen zeigen. Geben wir den Abscheu voreinander doch endlich offen zu und schaffen wir diesen Preis ab. Das spart Geld, das einer Bank oder einer Rüstungsfirma bestimmt ein wenig Gewinn bringen könnte. Im Neoliberalen Zeitalter ist Mitmenschlichkeit ohnehin unnötig.

Und wenn schon einen Preis, dann bitte an Russland, Syrien, die USA, die Hamas, Israel und den islamischen Staat gemeinsam. Sie zeigen uns die Zukunft der Menschheit auf.

Dieser Text ist leider keine Satire.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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