Als die Fußballweltmeisterschaft anfing, hätte ich nie gedacht, dass sowohl Deutschland als auch die Niederlande im Halbfinale stehen würden. Vermutlich werden sie noch aufeinandertreffen, vielleicht im Spiel um Platz 3? Dann weiß ich nicht, zu wem ich halten soll und kann es nur noch mit der alten olympischen Formel probieren: „Möge der Bessere gewinnen.“ Aber bis es so weit kommen konnte, hatten beide Mannschaften einige spannende Spiele zu absolvieren, und dass die Niederlande ihr Viertelfinale gegen Costa Rica und ihr Achtelfinale gegen Mexico gewannen, lag irgendwie auch an Jochen.
Jochen ist ein Freund von mir. Berühmt ist er für sein Wissen über Geheimdienstsender auf Kurzwelle, die sogenannten Zahlensender. In Deutschland gilt er als einer der größten Amateurexperten auf diesem Gebiet, was die Beobachtung und das Abhören solcher Sender angeht. Außerdem ist er ein Fan von Spieluhren aller Art und verfügt über eine große Sammlung dieser mechanischen Musikmacher. Er ist ein Mann mit viel Fantasie und immer wieder lustigen und verrückten Ideen im Kopf, die dann manchmal auf ansteckende Weise an die Umwelt weitergegeben werden.
Und letzte Woche, am 29. Juni, hatte Jochen Geburtstag. Wir trafen uns mit vielen Leuten in einem bekannten Restaurant in Marburg und feierten ihn. Im Nebenraum lief der Fernseher, die Niederlande spielten gegen Mexico. Meine Liebste und ich, beide haben wir unserer zweiten Heimat die Daumen gedrückt, kamen lieber zur Feier als zuhause das Fußballspiel zu sehen. Auch Jochen drückte den Oranjes die Daumen, und irgendwann meinte er, er trinke jetzt für die Mannschaft Orangensaft. Er trinkt immer Orangensaft, aber nun widmete er sein Getränk den Niederlanden, der Oranje-Mannschaft. Und: Was soll ich sagen? Obwohl sie zuerst gegen Mexico mit 0 zu 1 hinten lagen, schafften sie doch noch das 2 zu 1 und kamen weiter.
Jetzt traf es sich, dass Jochen fast eine Woche später, am letzten Samstag nämlich, dem 5. Juli, bei uns zu Besuch war. Er moderierte mit mir die samstägliche Ohrfunkparty, den Ballroom. Am selben Abend hatten die Niederlande ihr Viertelfinale gegen Costa Rica. Und plötzlich tauchte Jochen mit 8 Tüten Orangensaft von einer bekannten Firma auf, bei der der Saft so schmeckt wie frisch gepresst, behaupten sie, und ich glaube, das stimmt irgendwie. „Wir müssen jetzt alle auf die Oranjes trinken während des Spiels“, verkündete Jochen, und wir haben uns dran gehalten. Meine Liebste, Jochen und ich saßen während des Spiels hier, moderierten die Party und verfolgten gleichzeitig das Fußballspiel. Und natürlich tranken wir Orangensaft, damit die Niederlande gewannen. Insgesamt 6 Liter haben wir verdrückt, vermutlich vor allem beim 11-Meter-Schießen. Ich bin sicher, wir haben die Oranjes zu ihrem glücklichen Sieg über Costa Rica geführt. Das passende Lied hatten wir auch parat, natürlich stammte es von Jochen selbst. Auf die Melodie von „go West“ von den Village People, dasselbe Lied, das oft zur Schmähung der Oranjes verwendet wird, sangen wir: „Orange trinkt nur der Jochen-Kopf!“
Am Sonntagmorgen fühlten wir uns voll. Jeder von uns hatte zwei Liter Orangensaft intus, aber der Erfolg gab uns recht!
Wie gut, dass wir noch zwei Liter dieses Orangensaftes im Kühlschrank haben, das sollte fürs Halbfinale gegen Argentinien reichen. Oder vielleicht sollten wir doch noch welchen kaufen? 🙂