Seit ich von der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan hörte, habe ich persönliche Gedanken aufgeschrieben. In der Hauptsache denke ich über die mögliche Atomkatastrophe in Fukushima I und II nach. Diese Gedanken stelle ich hier ungefiltert zur Verfügung.Gedankenprotokolle aus der Nacht
11.03.2011, 21:07 Uhr: Ich habe einen ganzen Tag keine Mails und keine Nachrichten verfolgt. Jetzt schaue ich auf Twitter nach, und was lese ich? Erdbeben und Tsunami in Japan, es gibt vermutlich mehr als 1000 Tote. Und weiter: Der Kernreaktor Fukushima ist beschädigt und bald außer Kontrolle. Es droht eine Kernschmelze. Sofort kommen mir Gedanken an Tschernobyl und den 11. September, und natürlich an den Tsunami von 2004. So viel Tod, so viel Elend. So viele Menschen, die gestorben sind. Ein Zug, der von der Flutwelle mitgerissen wurde, ein Passagierschiff, das spurlos verschwand. Häuser, die ins Meer gerissen wurden. Ich erinnere mich an die Beschreibungen im Buch „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, der die Wirkung eines Tsunami beschrieb. Erste Verhehrung: Die Welle, zweite Verhehrung: die zurückflutende Welle.
12.03.2011, 00:46 Uhr: Nach einem Abendessen und einem langen und fröhlichen Gespräch mit der Liebsten sitze ich wieder am Computer. Glück und Leid sind so dicht beieinander. Meine Liebste hatte eine Führhundschule in der Schweiz besucht und war glücklich und aufgedreht zurückgekehrt. Jetzt lese ich die Tweets der letzten Stunden. Die Radioaktivität im Kernreaktor Fukushima steigt an. Das Kühlsystem ist ausgefallen, in einem anderen Reaktor sinkt das Kühlwasser. Trotz sofortiger Abschaltung wird immer noch eine Kernschmelze befürchtet. Man könnte das Beten wieder lernen, wenn man nicht wüsste, dass Handeln gefragt ist, nicht beten.
01:01 Uhr: Ich hebe meine fast zweiwöchige Twitterabstinenz wieder auf. Ich schreibe zu später Stunde, was ich denke. Antworten kann ich ohnehin keine mehr erwarten, fast die gesamte Twittergemeinde ist schon weg. Nein, ich werde nicht wie am 11. September 2001 und vorher beim Gladbecker Geiseldrama 1988 die ganze Zeit am Radio oder Fernseher sitzen, aber der Gedanke an die vielen Menschen lässt mich ebenso wenig los wie die Angst vor der Atomkatastrophe.
01:35 Uhr: Ich twittere: „Hält der Atomreaktor Fukushima nicht, wäre es das zweite Mal in der Geschichte, dass Japan eine Atomkatastrophe erlebt. Im Bezug auf das zu erwartende Leid und das Elend denke ich an Hiroshima und Nagasaki. Begrabt endlich diese Technologie und arbeitet an alternativen Energiequellen.“ Es ist die Kurzform meiner Gedanken, die mir plötzlich kommen. Wieder Japan. Die beruhigende Meldung eines Wissenschaftlers, dass die Gefahr mit jeder Minute sinkt, mag man nicht so recht glauben. Radioaktiver Dampf wurde abgeblasen, damit der Überdruck im Reaktor nachlässt. Innerhalb des Reaktors ist die Radioaktivität um das tausendfache höher als normal. Wer könnte da noch abwiegeln? Menschen sind unverbesserlich. Es stimmt wohl, dass unser geistiges Vermögen dem technischen Verstand 60.000 Jahre hinterher hinkt, wie die Evolutionsethiker sagen.
01:57 Uhr: Keine Sondersendungen im Rundfunk, überall gewohntes Programm. Wie am Vorabend der Invasion der Marsianer im „Krieg der Welten“. Es ist gespenstisch, als würden die Menschen immer noch glauben, dass nichts passieren könne. Und ich? Auch bei mir kommt das Grauen erst langsam an. Japan, so denke ich mit meinem zurückgebliebenen Verstand, ist weit weg. Baden-Würtemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin sind näher, und dort finden demnächst Wahlen statt. Ob die Angst vor der Atomkatastrophe in Japan dort den Grünen wohl nutzen wird? Aber offenbar haben außer ein paar Twitteranern ja kaum Leute Angst, wenn ich das Rundfunkprogramm höre. Was denken die Menschen bloß? Ich jedenfalls habe Angst, obwohl Japan so weit weg ist. Und natürlich gibt es auf Twitter auch die „Haudraufs“, die jede Situation nutzen, um auf Staat, Politik und Polizei zu schimpfen, ohne Sachverstand, ohne Mitleid, ohne Innehalten. Auch und gerade fanatisch gläubige Christen.
02:05 Uhr: Ein Twitterer erinnert an die Tagesschau vom 30.03.1979. Harrisburg. Ich habe auch schon daran gedacht. Ein weiterer Twitterer berichtet, dass die Radioaktivitätssensoren um das Kraftwerk Fukushima herum bis auf einen ausgefallen sind. Warum wohl? Die Katastrophe schleicht nicht nur heran, sie rast mit Riesenschritten auf uns zu.
02:13 Uhr: Ich habe die Aufzeichnung der Tagesschau über Harrisburg gehört. Ein relativ kurzer Ausschnitt. Wissenschaftler warnten damals vor einer Zunahme der Krebserkrankungen in 30 bis 40 Jahren. Bis das gemessen und ermittelt wird, dauert es noch mal 5 Jahre. Wir wissen immer noch nicht, wie groß die Atomkatastrophe von Harrisburg war. Und danach gab es noch Tschernobyl. Natürlich wird morgen die Regierung tönen, in deutschen Atomkraftwerken wäre das nicht passiert. Was für eine Selbstgefälligkeit aus Gefälligkeit für die Wirtschaft.
02:19 Uhr: Die niederländischen Nachrichten der NOS melden, dass man das Schiff gefunden und 80 Menschen gerettet hat. Gleichzeitig erinnern sie daran, dass es noch um ein zweites Atomkraftwerk geht, dessen Kühlsystem nur noch auf Batterie läuft. 2 Atombomben, 2 Kraftwerke, schießt es mir durch den Kopf. Wie kann ich nur so denken?
02:30 Uhr: Selbst die Redakteure großer Medien scheinen in dieser Nacht trotz allem Schlafen zu gehen. Die Zeit schrieb vor 55 Minuten ihren letzten Tweet. Darin die Aufforderung des US-Botschafters an alle US-Bürger in der Nähe der Atomkraftwerke in Japan, die Krisengebiete sofort zu verlassen. Kostbares amerikanisches Blut muss eben gerettet werden. Seither Stille bei der Zeit, die uns die Stunden davor treulich mit Informationen versorgte. Oder gibt es keine mehr? Eine Twitteranerin aus München sagt: „Wir sind wohl schon mitten drin“, und meint die Atomkatastrophe. Recht hat sie.
02:40 Uhr: Es hat keinen Sinn, hier auszuharren, wenn alle Welt auf Entspannung macht. Ich werde wohl auch schlafen gehen. Kurz überlege ich, ob ich dem Redakteur des Audiogramms um 10 Uhr auf ohrfunk.de anrate, ein paar passende Worte zu verlieren, oder ob ich es sogar fordere. Aber ich lasse den Gedanken fallen. Wäre ich selbst dieser Redakteur, wüsste ich, was ich zu sagen hätte, aber es hat keinen Sinn, jemand Anderem etwas aufzudrücken, was nicht aus ihm selbst heraus kommt. Mir fällt es nur schwer, das Geschehen in Japan intellektuell und distanziert zu betrachten, und doch tue ich es teilweise, weil mir die Vorstellungskraft fehlt.
02:45 Uhr: Bei meinem letzten Tweetaufruf fand ich folgenden: „So bis morgen, und dann wird weitergefeiert!“ Wer kann in dieser Nacht feiern? Wer kann, selbst wenn die eigene Zukunft einigermaßen sicher ist… Noch mal: Wer kann, selbst falls die eigene Zukunft einigermaßen sicher scheint, über das Leid und den Tod auf der anderen Seite der Welt hinwegsehen und hinweggehen? Sicher: Auch ich werde schlafen können, das wäre anders, wenn ich mir um das Atomkraftwerk Biblis Sorgen machen müsste. Ich will nicht behaupten, vor Grauen nicht schlafen zu können. Aber feiern könnte ich jetzt auch nicht.
02:53 Uhr: Die deutsche Welle meldet sich noch einmal und warnt vor einem Super-GAU. In beiden Reaktoren von Fukushima gibt es Probleme, und selbst der Bundesumweltminister muss zugeben, dass man mit dem Schlimmsten rechnen muss. Gleichzeitig aber wieder die Abwiegelei: Käme es zur Kernschmelze, werde die radioaktive Wolke über den Pazifik ziehen und nicht auf japanischem Festland niedergehen. Was für ein hirnrissiger Unsinn. Das haben wir bei Tschernobyl auch alles schon erlebt. Und nur, weil es jetzt weiter entfernt ist, heißt das nicht, dass es uns weniger angeht. Ach ja: Und nebenbei wird es für möglich gehalten, dass Radioaktivität in die Luft entwichen sei.
02:58 Uhr: Ich werde jetzt noch Nachrichten hören, dann gehe ich ins Bett.
03:05 Uhr: Nichts neues, nur die Mitteilung, dass in den USA einige Anlegestellen durch den Tsunami beschädigt wurden, Jachthäfen zumeist. In einer Stunde erreicht die Welle Chile, dort herrscht große Angst. Aber ich werde nicht so lange durchhalten.
05:25 Uhr: Gottlob, keine Kernschmelze mehr. Offenbar haben sich die Reaktoren jetzt einigermaßen heruntergefahren, und die Ingenieure können jetzt mit zugeführten Generatoren Betriebsenergie liefern. Nur teilweise hat mich die Angst am Schlafen gehindert, aber sie war auch dabei. Jetzt kann und muss es wieder vorrangig um die allgemeinen Aufräumarbeiten gehen. Natürlich ist das mit den Reaktoren immer noch wichtig, es kann immer noch eine Menge Radioaktivität austreten. In den 5-Uhr-Nachrichten der NOS war von den Atomreaktoren nicht mehr die Rede. Ein Twitteraner schrieb, man müsse in Deutschland CNN gucken oder Twitter lesen, um korrekt informiert zu werden. Das deckt sich mit meinen Radiobeobachtungen.
05:40 Uhr: Es scheint, als hätte Japan, als hätte die Welt noch einmal Glück gehabt. Man wird Helden feiern können, man wird es einreihen in eine Art Pionierahnenreihe, um zu zeigen, wie steinig der Weg in den Fortschritt ist. In ein paar Wochen haben wir in Deutschland zwar nicht das Erdbeben, aber die Nacht vergessen, in der es beinahe zu zwei Super-GAUs gekommen wäre. Die verhinderte Katastrophe wird, so paradox das klingt, die Fortschrittsgläubigen und Atomlobbyisten stützen: Ist doch nichts passiert, unsere Systeme haben letztlich nicht versagt, die Welt ist selbst bei Naturkatastrophen sicher. Wem wird noch einleuchten, dass es sich um ein Spiel mit dem Feuer handelt, ein Spiel, bei dem die Bewohner der ganzen Welt der Einsatz sind? Japan wird nicht ab morgen unbewohnbar sein, und insofern haben all die Gebete geholfen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es ganz anders gekommen wäre, ist nicht so vernachlässigbar gering, wie sie in der Rückschau scheinen dürfte.
05:50 Uhr: Die Journalisteninstinkte kehren zurück. Soll ich das hier überhaupt im Blog veröffentlichen? Welchen Wert haben diese kurzen Aufzeichnungen eines Jedermann schon? – jetzt, da es keine Katastrophe geben wird? Ist es nicht einfach nur noch das Geschreibsel eines Menschen, der zu spät das Radio und den PC eingeschaltet hat und jetzt versucht, seinen Ergüssen noch irgendeinen Sinn zu geben? Gerade deshalb werde ich es veröffentlichen, weil ich solch krudes Zeug denke. Natürlich sind meine Gedanken nichts Einzigartiges. Aber müssen sie das in dieser Situation denn sein? Nein! So beschließe ich: Ich bin einfach nur ein normaler, denkender Mensch, und so lesen sich auch meine Gedanken. Kein großes Pathos.
06:05 Uhr: Die NOS meldet, dass die Arbeiten an den Reaktoren immer noch andauern, die Gefahr sei noch nicht gebannt. Man lasse nun radioaktiven Wasserdampf entweichen, um den Druck zu verringern. „Nach Angaben der Behörden gefährde dies in keiner Weise die Gesundheit der Bevölkerung“, heißt es weiter. Alle Menschen, die sich nicht vorstellen, wie ein Reaktor funktioniert, könnten das glauben, wenn sie nicht schon an sich jeder Regierungsmitteilung misstrauen. Aber das ist doch völliger Unsinn! Wenn der Wasserdampf radioaktiv ist, wird er sich auch irgendwo niederschlagen müssen, eben weil es Wasserdampf ist, und das soll ja bitte außerhalb des Reaktors geschehen. Also? Gut, ich hatte bis jetzt noch keine Lust, die Wikipediaartikel über diese Reaktoren zu lesen, vielleicht erklärt man es mir ja da. Gelesen habe ich allerdings, dass die Betreiber dieser beiden Reaktoren schon öfter gelogen und falsch abgewiegelt haben. Warum kann man nicht mal eine ehrliche Informationspolitik machen?
06:17 Uhr: Auch die Tagesschau spricht bei ihrem ersten Bericht am Morgen von vor 3 Minuten noch von der Gefahr der Kernschmelze. Allerdings ist das Material dazu aus der Tagesthemensendung um 00:15 Uhr. Es ist verflixt, vielleicht sollte ich mal die Seite der CNN aufsuchen?
06:27 Uhr: Ein hamburger Twitterer schreibt in einfachen Worten, was ich die Nacht über dachte: „Guten Morgen. Ich hab Angst. Wie’s im Moment aussieht, könnte Fukushima evtl. durchschmelzen.“ Die Meldungen sind widersprüchlich, und keiner scheint es genau zu wissen. In der Umgebung des Reaktors ist die Radioaktivität 8 mal höher als normal, berichtet die Tagesschau. Wer dort arbeiten muss, auch als Rettungsmensch, setzt sich der Lebensgefahr nicht nur aus, er weiß im Grunde, dass er verseucht werden wird. Wer tut so etwas freiwillig? Sicher: Wenn man ihn nach wenigen Minuten ablöst, kann es gut gehen, aber wen löst man schon in einem Krisengebiet nach wenigen Minuten ab?
06:50 Uhr: Ob es eine Nachrichtensperre gibt, die nicht offiziell gemacht wurde? Es kommt nicht wirklich was Neues in den Medien, obwohl sie offenbar immer wieder berichten, um ihre Klienten zu halten. Und wenn eine Nachrichtensperre verhängt wurde: Was bedeutet das dann? Heißt es nicht, dass die Lage schlimmer ist als gesagt? Wie lange brauchen diese Reaktoren, bis sie subkritisch sind, wie das heißt? Schon vor Stunden hatte doch ein Experte behauptet, sie wären es schon? Vielleicht sollte ich die Wartezeit noch einmal mit etwas Schlaf überspringen. Warten in so einer gruseligen Situation ist, nun ja, eben gruselig.
07:00 Uhr: Ob es wohl heute Nacht hier in Deutschland Menschen gegeben hat, die nicht geschlafen haben, die Solidarität und Mitgefühl zeigten? Oder ging das Leben wirklich immer und überall seinen gewohnten Gang? Bei mir tat es das nicht, und ich spüre die körperliche Erschöpfung. Aber andererseits kann ich nicht schlafen. Ein unschöner Zustand. Ich weiß ja, dass uns in keinem Fall in den nächsten Stunden eine persönliche Katastrophe heimsuchen wird, aber ich fühle stärker als zu manch anderer Stunde in dieser Nacht, wie sehr wir alle zu einer Welt gehören. Und wieder wird mir klar, wie sehr es an uns liegt, ob wir auch morgen noch auf ihr leben können. „Uns hilft kein Gott, uns’re Welt zu erhalten“ (Karat, „blauer Planet“ 1982).
07:03 Uhr: „Gleich mal zum Bäcker“, schreibt ein Twitterer. Spurlos scheint alles an ihm vorüber zu ziehen. Die Süddeutsche Zeitung bringt auch erstmals wieder einen Bericht. Die NOS meldet, dass jetzt doch möglicherweise von einer Kernschmelze die Rede ist. Die Süddeutsche Zeitung bestätigt diese Möglichkeit.
07:10 Uhr: Jetzt hat die japanische Atomsicherheitsbehörde offiziell den sogenannten „meltdown“, die Kernschmelze, für möglich erklärt. In welchen Häppchen wird uns diese Information noch erreichen? Auch die Folgen, meine ich? Jetzt melden sie es auf einmal alle, kurz hintereinander. Ich denke daran, dass nebenan meine Liebste schläft, wie viele andere Deutsche auch noch. Ich selbst werde wohl noch ein wenig brauchen, die mögliche Katastrophe, die ich schon wegzuschieben begonnen hatte, wieder an mich heranzulassen. In diesem Falle nützt es doch nichts, die Bewohner in 10 Kilometer Umkreis zu evakuieren. Mindestens 1.000 Kilometer müssten es sein, ganz Japan, wenn es wirklich los geht.
07:25 Uhr: Ein Twitterer schreibt: „Schöne Luft draußen, es riecht schon richtig nach Frühling! Yeah!“ – Wenn die Atomwolke kommt, wie dereinst in Tschernobyl, dann riechst du sie nicht. Nun wird sie so schnell nicht hierher kommen, aber in Japan kann es Menschen treffen, die vom Erdbeben selbst völlig unbehelligt blieben. Das ist beängstigend und schaurig. Obwohl es möglicherweise zu einer Kernschmelze gekommen sei oder noch komme, bestehe außerhalb eines 10-Kilometer-Radius keine Gefahr, sagt die Regierung. Man werde radioaktiven Druck ablassen, könne aber für die Sicherheit garantieren, weil der Wind in Richtung Meer wehe. Das erinnert mich an die gezielte Desinformation bei Tschernobyl. Immer ist der Wind besonders günstig, und natürlich verteilt sich das Material nicht in alle Richtungen. Es hat nur dieses eine Bestreben, möglichst weit von zivilisiertem Gebiet wegzukommen. Was für ein Hohn, welch eine Missachtung der Bevölkerung. Andererseits: Jetzt, wo das Kind einmal im Brunnen ist, sollte man keine Panik auslösen, das behindert die Rettungsarbeiten. Wenn man diese gefährliche Technologie nutzt, und es geht etwas schief, dann muss man sich nicht wundern, dann gerät man auch in schwierige Situationen.
07:45 Uhr: Der Körper verlangt sein Recht. Ich werde noch einmal etwas schlafen. Die Informationen werden in Happen kommen, und sie kommen ohnehin, ob ich wach bin oder nicht. Und ich beobachte dies hier nicht als Journalist, sondern als einfacher Mensch mit seinen einfachen Gedanken. Aktualität ist nicht oberstes Gebot. Mein Herz schlägt lauter, ich kann es fühlen, mein Atem ist leicht zittrig. Nun ja: Ich bin müde. Aber ich denke auch an diese Ungeheuerlichkeit, eine so gefährliche Urkraft zu nutzen, wie die Atomenergie. Gustav Heinemann hat einmal gesagt, dass man nicht alles, was technisch möglich ist, auch nutzen sollte. Man hätte auf ihn hören sollen.