Franz-Josef Hanke zum 60. geburtstag

Seit gut 17 Jahren kenne ich Franz-Josef Hanke, den unermüdlichen Bürgerrechtler, Journalisten, Autor, Blogger und Menschenfreund. Heute wird er 60 Jahre alt.

In den letzten Jahren habe ich viel löbliches über Franz-Josef Hanke geschrieben. In einem ausführlichen Artikel im Jahre 2005 habe ich seine Verdienste bis dahin gewürdigt. Ich schrieb diesen Beitrag aus Anlass der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn, und ich möchte diese Aufzählung nicht wiederholen, kann euch aber diesen Artikel nur zum Lesen ans Herz legen, um zu erfahren, wer Franz-Josef Hanke ist, und was er alles getan hat in seinem Leben.

Heute möchte ich an den Menschen Franz-Josef Hanke erinnern, indem ich eine kleine Geschichte erzähle, die ich nie wieder vergessen werde.

Es war eben jene Bundesverdienstkreuzverleihung im September 2005. Ich war damals ziemlich abgewrackt, war am Ende einer langen, depressiven Phase angekommen. Außerdem hatte ich Geldsorgen, ich lebte von ALG II, trug damals oft alte, verwaschene, manchmal sogar kaputte Kleidung. Manchmal fiel es mir auf, manchmal, wohl meiner Depression geschuldet, interessierte es mich kaum. So ging ich mit verwaschenen Klamotten, die einfach nicht mehr gut aussahen, zur Verdienstkreuzverleihung in den historischen Saal des marburger Rathauses. Ich war mir bewusst, dass ich nicht die neuesten Sachen trug, wie schlimm es aber war, wusste ich nicht, und es war mir peinlich, für diesen Anlass mir nichts angemessenes kaufen zu können. Ich wusste ja, dass alle anderen in Anzug und teilweise auch Krawatte erschienen. Trotzdem ging ich während der Feierstunde hin und erzählte meine Erlebnisse mit Franz-Josef, sprach über unsere gemeinsame Arbeit, und nannte ihn meinen Freund. Von ihm hatte ich vieles über Journalismus gelernt, so manche meiner Pressemeldungen hat er zurecht kritisiert, ich war und bin ihm dankbar für diese Zusammenarbeit. Ohne ihn wäre ich heute im Radio nicht so professionell, wie ich hoffentlich bin.

Zwei Wochen später saßen wir zusammen und kamen auf die Verleihung zu sprechen. Franz-Josef bedankte sich noch einmal für meine Worte und meinte dann: „Du bist ja erst einmal unangenehm aufgefallen wegen deines Aufzuges.“ Mir fuhr ein Schreck durch die Glieder, aber Franz-Josef redete völlig unbefangen weiter und sagte: „Da habe ich den Leuten gesagt, dass so das Elend von Hartz IV aussieht, und dass auf meiner Verdienstkreuzverleihung niemand zurück steht, weil er wegen Hartz IV Probleme hat.“ Ende der Diskussion.

Ich schäme mich nicht, zu sagen, dass mir diese Loyalität das Wasser in die Augen trieb. Obwohl er zur sogenannten besseren Gesellschaft gerechnet werden kann, ist diese Loyalität bedingungslos und bezieht sich beiweitem nicht nur auf mich.

Seine Freundschaft beweist Franz-Josef Hanke auch durch klare Kritik. Ein Jahr später veranstaltete ich eine Sendung zum 11. September, bei der er als Diskutant eingeladen war. Die Sendung dauerte mehr als drei Stunden, und ich hatte nur 3 Musikstücke eingeplant, weil es so viel zu diskutieren gab. Außerdem spielte ich ein Interview mit einem Journalisten ein, das 45 Minuten lang war, und das ohne Pause. So etwas käme mir heute nicht mehr in den Sinn, aber damals war ich so begeistert wegen des Großprojekts, dass ich die Sendung mit Informationen und Diskussionen bis zum Rand füllen wollte. Als ich nach der Sendung überschwänglich nach der Meinung meiner Mitdiskutanten fragte, bekam ich auch von Franz-Josef eine
niederschmetternde Antwort. Die Sendung war schlecht. Mein ganzer Stolz, die Frucht meiner wochenlangen Arbeit und Recherche war dahin. Allein den Journalisten in Kanada aufzutreiben war sehr schwierig gewesen. Und diese Einschätzung stürzte mich ins Bodenlose. Doch dabei blieb es eben nicht. Ich bin weder in Franz-Josefs Achtung gesunken, noch hätte er mir nachher nie wieder eine solche Sendung zugetraut. Die Kritik war konstruktiv, die Fehler wurden benannt, und das war es dann. Beim nächsten Projekt meinerseits hat er nicht gesagt, ich solle mich an das letzte Debakel erinnern, sondern er hat mich einfach wieder unterstützt, von Journalist zu Journalist. Er hat mich kritisiert, aber er hat, nach kurzem Schock zumindest, mein Selbstvertrauen intakt gelassen.

Franz-Josef Hanke und ich sind nicht immer einer Meinung. Früher haben wir heftig diskutiert, heute bewegen wir uns in ruhigen Fahrwassern, haben unsere Art gefunden, miteinander zu reden. Wir mögen und respektieren uns, und ich habe viel von ihm gelernt, mehr vermutlich, als er je von mir lernen oder profitieren könnte. Ich mag diese klare Art, für soziale Gerechtigkeit und Bürgerrechte zu kämpfen, selbst in einer Feierstunde zu seinen Ehren die Probleme der Menschen nicht zu vergessen, sogar die Regierung zu kritisieren, die ihn ehrt. Ich mag seine Kompromissbereitschaft, aber auch weil ich weiß, dass es rote Linien gibt, an denen er eisern festhält. Manche nennen ihn einen Sturkopf, und auch ich habe es schon getan. Doch die Klarheit der eigenen Ansicht, die fehlende Scheu, sie wem auch immer ins Gesicht zu sagen, die Freundlichkeit den Menschen gegenüber, der Spaß daran, anderen seine Erfahrungen und Kenntnisse zu vermitteln, seine Lust an Sprache, Kunst, Literatur, Musik und Karnevall, all dies macht Franz-Josef Hanke zu einem der interessantesten Menschen die ich kenne.

Fast 10 Jahre blogge ich nun schon. Vor vielen Jahren suchte ich einen guten Namen für mein Blog. Es war Franz-Josef, der mit der Idee vom Wa(h)renhaus kam, und den Slogan gleich mitlieferte: „ein politisches Geschäft mit Käse aus Holland.“ Ich habe noch keinen Grund gesehen, diesen Namen zu ändern.

Lieber Franz-Josef,

ich wünsche dir alles alles gute zu deinem 60. Geburtstag, viel Freude, Gesundheit, viele Freunde und immer den Wind im Rücken, den Mut im Herzen und die Freude im Gesicht. Mögest du uns noch viele Jahre erhalten bleiben, mein Freund.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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Eine Antwort zu Franz-Josef Hanke zum 60. geburtstag

  1. Lieber Jens,
    ich bin ganz gerührt. Dass Du ein hervorragender Journalist bist, wird wohl fast jeder bestätigen, der Dein Blog aufmerksam liest. Dass Du ein guter Freund bist, durfte glücklicherweise nicht nur ich erleben. Dass Du ein engagierter Zeittgenosse bist, das kann man in Deinem Blog nur erahnen.
    Vieles habe ich von Dir lernen dürfen. Immer wieder bewundere ich bei unserer Mittwochsrunde Dein Wissen zu aktuellen Vorkommnissen und zu politischen, sozialen und zeitgeschichtlichen Themen. Immer wieder bewundere ich auch Deine Kenntnisse in technischen Fragen hauptsächlich zum Internet und zur Produktion von Radiosendungen.
    Kritik ist wichtig. Sie muss ehrlich sein und konstruktiv. Sie darf Negatives benennen, wenn sie auch bereit ist, Positives hervorzuheben.
    Das möchte ich hiermit tun: Deine Freundschaft, Deine Arbeit beim Ohrfunk und Dein gesellschaftliches und politisches Engagement sind vorbildlich.
    Wie schön ist es, an einem Tag wie heute so viele wunderbare Rückmeldungen zu erhalten. Dazu werde ich morgen vermutlich bloggen.
    Heute werde ich noch ein Stück Kuchen essen und abends zu einer Lesung gehen. Thema ist die Geschichte von Prof. Dr. Siegfried Jacobsohn, der nach der Entlassung aus dem Beamtenverhältnis aufgrund des Nazi-Gesetzes „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Suizid beging. Wir haben neue Dokumente über ihn gefunden, die wir der Autorin – einer Angehörigen seiner Familie – zukommen lassen wollen.
    Erinnern ist wichtig. Sich der schlimmen Kapitel zu erinnern, ist wesentlich für eine bessere Zukunft. Mit Menschen wie Dir wird sie gelingen.
    Herzlichen Dank!
    fjh

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