Gerade kommen meine Liebste und ich vom Wählen zurück.
Heute ist Europawahl, und die Wahlbeteiligung wird bestimmt um einiges niedriger sein als bei Bundestagswahlen. Das ist schade, weil so viele Dinge in Europa entschieden werden, wovon die Menschen kaum etwas wissen. An uns jedenfalls liegt es nicht, wir waren wählen.
Die Sonne war warm, und die Luft war kühl, als wir uns auf den Weg zum Kindergarten am Ende unserer Straße machten, wo seit einigen Jahren gewählt wird. Früher fanden die Wahlen im Gemeindehaus statt, das war näher und auch für Rollstuhlfahrer einigermaßen gut zu erreichen, was für den Kindergarten nicht zutrifft. Wir trotteten mit unseren Wahlschablonen die Straße entlang und erreichten schließlich das Wahllokal, mussten über einen Parkplatz und eine steile Treppe hinauf. Als wir ankamen, verließen gerade zwei Leute den Raum, und während wir dort waren, kamen erst ganz am Ende 4 Personen, ansonsten waren nur die WahlhelferInnen da. Von einem großen Andrang oder gar Schlangen vor dem Wahllokal konnte jedenfalls zu dieser Stunde keine Rede sein.
Wir gingen hinein, zeigten unsere ausweise und bekamen den Wahlzettel ausgehändigt. – Meine Güte, der war aber lang!
Am oberen rechten Rand jedes Wahlzettels befindet sich ein Loch, das ist die Markierung für unsere Wahlschablonen. Daran erkennen wir, wie herum wir den Zettel einlegen müssen. Oben an der Schablone ist eine Lasche. Schiebt man den oberen Rand des Zettels bis an die Lasche, bis es nicht mehr weiter geht, und legt man ihn ganz in die Schablone ein, bis man ihn auch dort nicht weiterschieben kann, kann man sich praktisch nicht verwählen. Der Zettel kann dann auch nicht mehr verrutschen, man muss sich nur noch die Nummer des Loches gemerkt haben, in das man das Kreuz für seine Partei setzen muss. Dafür haben wir vorher die CD gehört, in der die Parteien mit ihren Nummern auf dem Wahlzettel aufgeführt werden. Natürlich sind die Nummern in Punktschrift beschriftet. Das Wählen selbst ist also mit der Schablone ein Kinderspiel und eigentlich ganz sicher. Mein einziges Problem heute morgen war, dass der Zettel so entsetzlich lang war, und ich ihn auf der ganzen Länge in die Schablone befördern musste. Normalerweise kein Problem, man klappe einfach die Schablone vollständig auf. Aber heute morgen hatte ich irgendwie zwei linke Hände, weswegen es einen Moment dauerte. Das nutzte meine Liebste für ein nettes Gespräch mit den WahlhelferInnen.
Es ist ein gutes Gefühl, zur Wahl gegangen zu sein und selbstständig wählen zu können. Schade, dass es eben keine Schlange vor dem Wahllokal gab. jede nicht abgegebene Stimme stärkt die Kräfte, die kein Problem damit haben, ihren hasserfüllten Protest zu organisieren.
Falls ihr es noch nicht getan habt, geht bitte wählen, und wählt demokratisch!
Oh ja, langer Wahlzettel. Das dürfte wahrlich unhandlich sein.
Und sonst- die Hoffnung stirbt zuletzt.