Der große Sprung 6: Ein kleiner Schritt

Vor 50 Jahren startete die erste Mondlandung. Leider habe ich damals nicht dabei sein können, ich war erst 155 Tage alt, als das Raumschiff abhob. Trotzdem fasziniert mich das Geschehen von damals. Der große Sprung für die Menschheit war für einen einzigen Menschen ein kleiner Schritt, und auf den wartete die ganze Welt.

Vorbemerkung: Ich habe bis jetzt oft die houstoner Zeit angegeben. Diese Angaben stimmen nicht. Ich habe sie aus der Startzeit extrapoliert, aber die lokale Startzeit am 16.07.1969 wurde in Cape Canaveral in Florida gemessen. In Houston, Texas, war es stets eine Stunde früher. Von jetzt ab werde ich die korrekte Zeit in Houston benutzen.

20.07.1969, 15:18 Uhr houstoner Zeit, 21:18 Uhr deutscher Zeit. Der „Adler“ ist auf der Mondoberfläche gelandet, Menschen vom Planeten Erde haben nach einem 13-minütigen Abenteuer, das im Fernsehen wie ein Spaziergang aussah, den ersten anderen Himmelskörper erreicht und sind auf ihm gelandet. Ein Moment, sich zu freuen, den Erfindergeist und Wagemut der Menschen zu bewundern und sich für einen Augenblick mit allen Menschen eins zu fühlen. – Doch die Flugkontrolleure im Missionskontrollraum in Houston haben keine Zeit, sie müssen arbeiten. Sie müssen entscheiden, ob die Astronauten länger als ein paar Sekunden auf dem Mond bleiben können. Und die Astronauten selbst? Sie schütteln sich kurz die Hand, nur ein paar Sekunden, dann bereiten sie sich sofort auf einen Schnellstart binnen weniger Minuten vor. Nichts soll sie überraschen können.

Eine schnelle Überprüfung ergab, dass das kleine Raumschiff sicher auf dem Mondboden stand. Bevor die beiden Astronauten zur Übung für den nächsten Tag den Countdown für den Wiederaufstieg simulierten, berichteten sie noch einmal von der Landung und der Umgebung. Armstrong sagte: „Die letzte Phase des Landeanflugs muss euch ziemlich lang vorgekommen sein. Die automatische Zielführung hat direkt auf einen Krater von der Größe eines Fußballfelds zugehalten, der im Umkreis von einem oder zwei Kraterdurchmessern mit vielen großen Felsen und Gesteinsbrocken umgeben war. Deshalb mussten wir P-66 aktivieren und manuell über das Geröllfeld fliegen, um eine einigermaßen geeignete Landestelle zu finden.“
Und Buzz Aldrin berichtete: „es scheint, dass hier alle möglichen Formen und Arten von Gestein herumliegen, die man sich vorstellen kann. Die Farbe ist … Also, es variiert ziemlich, je nachdem in welchem Winkel zum Nullphasenpunkt man schaut. Scheinbar gibt es keinen einheitlichen Farbton. Wie auch immer, es sieht so aus, dass einige der
Gesteinsbrocken und Felsen, von denen es hier in der Nähe etliche gibt, … Es sieht aus, als ob ein paar interessante Farben dabei sind.“ In Richtung des Nullphasenpunktes schaut man mit der Sonne im rücken. Später ergänzte Armstrong: „Die Gegend, die man aus dem linken Fenster überschauen kann, ist eine relativ flache Ebene mit verhältnismäßig vielen Kratern verschiedener Größen von 5 bis 50 Fuß (1,5 bis 15 m) und ein paar kleineren Erhebungen von schätzungsweise 20, 30 Fuß Höhe (6 bis 9 m). Kleinere 1- bis 2-Fuß-Krater (30 bis 60 cm) gibt es buchstäblich Tausende um uns herum. Vor uns sehen wir in mehreren Hundert Fuß Entfernung einige Brocken, vielleicht 2 Fuß (60 cm) groß und sehr kantig. Direkt voraus in Richtung unserer Flugbahn ist weiter hinten ein Hügel zu erkennen. Schwierig zu schätzen, möglicherweise eine halbe oder ganze Meile (0,8 oder 1,6 km) entfernt. … Die Farbe der Oberfläche hier ist durchaus vergleichbar mit unseren Beobachtungen aus dem Orbit bei diesem Sonnenstand – einem Sonnenstand von ungefähr 10°. Eigentlich ist es ziemlich farblos. Es ist grau, ein sehr helles, kalkiges Grau, wenn man in die Nullphasenrichtung sieht. Und es ist deutlich dunkler, mehr aschgrau, wenn man im 90°-Winkel zur Sonne schaut.“

Das Raumschiff stand auf ebener Erde, es war nur um rund 4 Grad nach hinten geneigt, was kaum bemerkt wurde. Offenbar hatten Armstrong und Aldrin keine Probleme, sich an die geringe Schwerkraft von einem sechstel der Erdschwere zu gewöhnen. Die Bewegung innerhalb der Mondfähre musste allerdings vorsichtig ausgeführt werden, vorsichtiger als in vollkommener Schwerelosigkeit. Die Wandung des kleinen Landungsbootes war nur wenige Millimeter dick und hätte mit einem Kugelschreiber durchstoßen werden können. Ich finde diesen Gedanken ganz schön erschreckend.

Im Fernsehen und überall auf der Erde begann das große Warten. Was würde jetzt geschehen? Nach dem simulierten Countdown sah der Flugplan eine mehrstündige Ruhepause vor. Um 17:11 Uhr houstoner Zeit (23:11 Uhr deutscher Zeit) sagte Armstrong: „Unser Vorschlag an dieser Stelle wäre, mit der EVA gegen 8 Uhr abends Houston-Zeit zu beginnen, falls ihr einverstanden seid. Das wäre in etwa 3 Stunden ab jetzt.“ Im Kontrollzentrum hatte man sich das schon gedacht und stimmte zu. Die Astronauten waren nach der Landung natürlich wach und aufgekratzt, und vermutlich hätten sie ohnehin nicht schlafen können.

Das maroonfarbene Team, was einem mittleren bis dunklen Rot entspricht, übernahm die Bodenkontrolle. Es war speziell für die EVA, die Extra Vehicular Activity (den Außenbordeinsatz) der Mannschaft geschult worden. CapCom war Owen Garriott. Kurz vor 18 Uhr houstoner Zeit (Mitternacht deutscher Zeit) Meldete sich Buzz Aldrin: „Hier spricht der LM-Pilot. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und alle Menschen bitten, wer immer und wo immer sie sind, einen Moment innezuhalten, über die Ereignisse der letzten Stunden nachzudenken und dafür zu danken – jeder auf seine persönliche Weise. Ende.“ Die Ansprache war kurz, und das Wort „Gott“ wurde vermieden. Das geschah vor allem deshalb, weil die NASA zu dieser Zeit einen Prozess führen musste. Eine Atheistin hatte sie verklagt, weil der Astronaut Frank Borman beim Flug von Apollo 8 zu Weihnachten 1968 öffentlich aus der Bibel die Schöpfungsgeschichte gelesen hatte. Der oberste Gerichtshof der USA wies diesen Fall jedoch ab. Nach seiner kurzen Ansprache schaltete Buzz das Mikrofon ab und feierte ganz privat die Kommunion, wozu er einen winzigen Becher Messwein und eine Hostie von der Erde mitgebracht hatte.

Gegen 18:45 Uhr houstoner Zeit (00:45 Uhr deutscher Zeit“ begannen die Ausstiegsvorbereitungen. Es war nicht damit getan, die Luke zu öffnen und hinauszugehen. Zuerst legten sie ihre Überanzüge und Mondstiefel an, die zum einen zum Schutz der eigentlichen Raumanzüge dienten, und zum Anderen strahlungsabweisende Eigenschaften hatten. Dann zogen sie die riesigen Tornister auf, die das Lebenserhaltungssystem enthielten. Schließlich mussten sie sich von den Systemen der Mondfähre abkoppeln und auf Eigenversorgung umschalten, auch auf eigene Kommunikation. Das alles dauerte seine Zeit und wurde dadurch erschwert, dass die Kabine der Mondfähre extrem beengt war und sie leicht irgendwo anstoßen und etwas beschädigen konnten.

Erst um 20:54 Uhr (02:54 Uhr deutscher Zeit) erhielten sie die Genehmigung zur Kabinendekompression. Die Luke, die nach innen aufging, konnten sie erst öffnen, wenn in der Kabine selbst kein Luftdruck mehr herrschte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie es schafften, die Luke zu öffnen, denn ein klein wenig Luft blieb immer in der Kabine zurück. Erst um 21:39 Uhr (03:39 Uhr deutscher Zeit) öffnete sich die Luke. Und sie öffnete sich nach rechts, was endgültig eine Frage beantwortete, die vorher zu großen Verstimmungen geführt hatte. Es war die Frage, wer zuerst den Mond betreten sollte.

Eigentlich war Buzz Aldrin davon ausgegangen, dass er es sein würde, der die Ehre haben würde, den ersten Schritt auf dem Mond zu tun. Es war militärische Tradition, dass ein Pilot zuerst ausstieg, während der Kommandant im Fahr- oder Flugzeug blieb. Die Mondlandefähre war so konstruiert, dass Armstrong, der beim Landemanöver die Steuerung übernahm, auf der linken Seite stand, Aldrin rechts neben ihm. Die Luke ging nach rechts auf, sie stieß also gegen Aldrins Beine. Hätte er als erster aussteigen sollen, wäre ihm das kaum möglich gewesen, denn er hätte um die geöffnete Luke herumgehen müssen, und da stand Armstrong, der nicht ausweichen konnte. Schon aus technischen Gründen musste also Armstrong den ersten Schritt tun, und der war gar nicht leicht.

Der Ausstieg war eine gymnastische Meisterleistung. Armstrong musste sich umdrehen und hinknien. Dabei musste er aufpassen, mit seinem Kopf nicht gegen das Triebwerk der Aufstiegsstufe zu stoßen, das im hinteren Teil der Kabine war und auf dem er später schlafen würde. Mit seinem aufgesetzten Rückentornister durfte er weder an irgendwelchen Instrumenten und Hebeln, noch an der Luke hängenbleiben. Darum musste Aldrin ihn ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter dirigieren, und das brauchte seine Zeit. Erst um 21:51 Uhr (03:51 Uhr deutscher zeit) war er auf der sogenannten Veranda, am oberen Ende der Leiter, die auf den Mondboden führte.

500 Millionen Menschen hatten Stunde um Stunde gewartet, seit sie erfahren hatten, dass der Ausstieg schnell erfolgen würde. Und dann hatte es doch viel länger gedauert, als man überall angenommen hatte. In Deutschland war es mitten in der nacht, 6 Minuten vor 4, als Armstrong langsam rückwärts die Leiter hinunterkletterte. Dabei zog er an einer Leine und brachte so die erste Fernsehkamera in Stellung, die nach wenigen Sekunden Schwarz-Weiß-Bilder vom Mond lieferte. Man sah Armstrong auf der ersten Sprosse der Leiter, die ungefähr einen Meter hoch war.
Schließlich stand er im Teller des vorderen landebeins der Mondfähre und sagte: „Ich stehe neben der Leiter. Die Landefüße der Fähre sind nur etwa 2,5 bis 5 cm tief eingesunken, obwohl die Oberfläche aus der Nähe betrachtet sehr, sehr feinkörnig erscheint. Es sieht beinah aus wie Puder. Das Material ist sehr fein.“ Dann hielt er sich mit der rechten Hand an der Leiter fest und sagte: „Ich werde jetzt das LM verlassen.“ LM war die Abkürzung für „Lunar Module“, womit die Mondfähre „Eagle“ gemeint war. Um 21:56:20 Uhr (03:56:20 Uhr deutscher Zeit) tat er den ersten Schritt auf einen anderen Himmelskörper und sagte: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, jedoch ein großer Sprung für die Menschheit.“ Zumindest hat er das sagen wollen, und in aller Welt wurde es auch so gedeutet. Tatsächlich aber sagte er, wörtlich übersetzt: „Dies ist ein kleiner Schritt für den Menschen, doch ein riesen Sprung für die Menschheit.“ Später haben beide Mondfahrer gesagt, dass ihnen die landung selbst wichtiger war als der Mondspaziergang, der jedoch von den Medien für das größere, das wichtigere Ereignis gehalten wurde.

Doch wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an, auf einem anderen Planeten zu stehen, oder zumindest einem Trabanten der Erde? Während sich Aldrin auf seinen eigenen Ausstieg vorbereitete, versuchte Armstrong, seine Eindrücke kurz zu schildern: „das Material an der Oberfläche ist fein und puderig. Ich kann es mit der Fußspitze locker wegschubsen. Es bleibt in dünnen Schichten an Sohle und Seiten der Schuhe haften, ähnlich wie Kohlenstaub. Ich sinke nur ganz wenig ein, vielleicht 1/8-Zoll (0,3 cm), aber meine Schuhabdrücke und die Spuren sind in dem feinen sandigen Material zu erkennen. Man kann sich ohne Schwierigkeiten bewegen – wie wir vermutet haben. Es ist vielleicht sogar einfacher, als bei den Simulationen mit 1/6 g, die wir auf der Erde absolviert haben. Es macht absolut keine Mühe, umherzulaufen. … Alles ist von einer ganz eigenen, rauen Schönheit. Sehr ähnlich dem Wüstenplateau in den Vereinigten Staaten. Es ist fremdartig aber sehr schön hier draußen.“

25 Minuten nach Armstrong sprang auch Edwin Aldrin mit beiden Beinen auf den Mond.
Seine ersten Worte lauteten: „Herrliche Aussicht!“
Armstrong: „Ist das nicht toll? Fantastischer Blick hier draußen.“ Und aldrin stellte fest: „Fantastische Einöde.“

Zuerst sammelten sie ein paar Notbodenproben ein für den Fall, dass sie gleich wieder starten mussten. Dann enthüllte Armstrong eine Plakette, die an einem der Landebeine der Mondfähre angebracht war und mit dem unteren Teil des Raumschiffes, der sogenannten Abstiegsstufe, auf dem Mond zurückbleiben würde.
„Für diejenigen, die sie noch nicht gesehen haben, werden wir vorlesen, was auf der Plakette an der vorderen Landestütze steht. Zunächst sind die zwei Hemisphären der Erde abgebildet. Darunter steht: „Hier haben Menschen vom Planeten Erde zum ersten Mal den Mond betreten. Juli 1969 A. D. Wir kamen in Frieden für die gesamte Menschheit.“ Ganz unten sieht man die Unterschriften der Besatzungsmitglieder und die Unterschrift des Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
Dann kam die wissenschaftliche Arbeit. Von der Fernsehkamera beobachtet stellten sie ein paar wissenschaftliche Experimente auf, darunter einen Sonnenwindkollektor, den sie später wieder einsammelten und mitnahmen, ein seismographisches Gerät, das Erschütterungen im Mondboden messen konnte und einen Laserreflektor, mit dem später der genaue Landepunkt der „Eagle“ von der Erde aus bestimmt werden sollte. Dann stellten sie eine amerikanische Flagge auf.

Bis heute bildet die Flagge den Hintergrund verschiedenster unwahrer Behauptungen. Mit ihrer Hilfe wollen manche Leute beweisen, dass es nie eine Mondlandung gegeben habe. Die US-Flagge bestand aus einem Mast mit einer Spitze unten, um ihn in den Boden rammen zu können, einem Aufsetzrohr, an dem die Flagge befestigt war, und einer Querstange oben, die durch den Saum am oberen Ende des flaggentuches geschoben wurde, damit das Tuch stabilisiert werden konnte. Die beiden Astronauten stießen den Mast in den Mond, setzten die Flagge oben auf und zogen dann die Querstange aus. Doch die verklemmte sich und ließ sich nicht ganz herausziehen. Auf der Erde hätten die beiden Männer mehr Kraft aufwenden können, ohne Sorge haben zu müssen, davonzutreiben, und außerdem hätten sie nicht in unförmigen Anzügen mit nur teilweise beweglichen Handschuhen gesteckt. So aber schafften sie es auf dem Mond nicht, die Flagge in der Breite vollständig auszubreiten, weswegen sie auf den Bildern etwas verknittert wirkt. Dies brachte manche Leute zu der Auffassung, sie habe im Wind geflattert, das Bild könne also nicht vom Mond stammen.

Für einen Moment probierte Buzz Aldrin nun einige Gangarten aus und funkte Bilder von Kängurusprüngen zum Mond. Sein Kommentar war allerdings, dass die angenehmste Fortbewegungsart das normale Gehen sei, auch wenn es Kraft koste.

Um 22:48 Uhr (04:48 Uhr deutscher Zeit) meldete sich die Bodenstation. „Basis Tranquility, hier ist Houston. Können wir euch beide für eine Minute vor der Kamera haben, bitte? … der Präsident der Vereinigten Staaten ist jetzt in seinem Büro und möchte euch ein paar Worte sagen.“ Armstrong antwortete artig: „Das wäre uns eine Ehre.“
Die NASA hatte Präsident Nixon gebeten, sich kurzzufassen, da die Astronauten hinter ihrem Zeitplan zurück waren.
„Hallo Neil und Buzz“, sagte Nixon. Ich spreche zu Ihnen am Telefon aus dem Ovalen Zimmer im Weißen Haus und dies muss der historisch bedeutendste Anruf sein, der jemals gemacht wurde. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie stolz wir alle auf das sind, was Sie vollbracht haben. Für alle Amerikaner sollte das der Tag sein, auf den wir am stolzesten sind. Und alle Menschen in der ganzen Welt, da bin ich sicher, erkennen gemeinsam mit uns Amerikanern, welche großartige Leistung hier vollbracht wird. Durch Ihren Einsatz ist der Himmel ein Teil unserer Welt geworden. Und während Sie vom Meer der Ruhe zu uns sprechen, werden wir angespornt, unsere Anstrengung zu verdoppeln, der Erde Frieden und Ruhe zu bringen. In einem der wichtigsten Momente der gesamten Geschichte sind alle Menschen wahrhaftig vereint. Vereint in ihrem Stolz auf das, was Sie geleistet haben und vereint in unseren Gebeten für Ihre sichere Rückkehr zur Erde.“
Armstrong antwortete: „Danke, Herr Präsident. Es ist für uns eine große Ehre und ein Privileg, hier zu sein und nicht nur die Vereinigten Staaten zu repräsentieren, sondern die friedlichen Menschen aller Nationen mit Interesse, Neugier und Visionen für die Zukunft. Es ist uns eine Ehre, an dem was heute und hier passiert, teilhaben zu können.“ Dabei standen ihm Tränen in den Augen, und man kann die Rührung in seiner Stimme hören.
„Vielen Dank und ich freue mich … Wir alle freuen uns darauf, Sie am Donnerstag auf der Hornet zu sehen“, antwortete Nixon.
„Ich freue mich ebenfalls sehr darauf, Sir“, kommentierte Aldrin. Sie salutierten vor der Flagge, was Nixon auf dem Fernsehschirm sehen konnte, und das war es.

Der Rest des Außenbordeinsatzes verging wie im flug. Sie sammelten Proben ein, rund 20 Kilogramm wurden es am Ende, machten viele Fotos, richteten die Fernsehkamera für die Leute in Houston mal hier- und mal dorthin, und dann stiegen sie nach gut zweieinhalb Stunden wieder in die Mondfähre, füllten die Kabine mit Luft, legten ihre
Lebenserhaltungssysteme, Überanzüge, Mondstiefel und Urinbeutel in einen Müllsack, aßen eine Kleinigkeit, führten eine zweite Kabinenentlüftung durch und warfen den Müll hinaus auf den Mond. Wo immer die Menschen hinkommen, hinterlassen sie ihren Müll.

Während der Arbeit in der Mondfähre entdeckte Aldrin das obere Ende eines Schalters, das offenbar abgebrochen war. Er sah sich etwas um und meldete sich bei der Bodenstation:
„Houston, Tranquility. Könnt ihr vielleicht feststellen, in welcher Stellung sich der Sicherungsschalter für die Scharfschaltung des Triebwerks befindet? Ich frage danach, weil das obere Ende scheinbar abgebrochen ist. Ich denke, wir können ihn wieder reindrücken. Bin mir aber nicht sicher, ob wir ihn rausziehen können, falls er gedrückt ist. Ende.“
Hier erwies es sich als wahrer Segen, dass die Funktionen des Raumschiffes vom Boden aus überwacht wurden. Nach einigen Minuten meldete sich Owen Garriott: „Basis Tranquility, hier ist Houston. Laut Telemetrie ist der Schalter zum Scharfschalten des Triebwerks im Moment in der Position Offen. Wir möchten, dass ihr ihn auch offen lasst, bis er wirklich gedrückt werden muss – was erst später passieren soll. Ende.“

Um 03:25 Uhr (09:25 Uhr deutscher Zeit) wünschte die Bodenstation den Astronauten eine gute Nacht. Sie würde nur kurz sein, aber ein wenig schlaf war unbedingt erforderlich. Doch sowohl Armstrong als auch Aldrin schliefen äußerst schlecht. Armstrong hatte sich eine Schlinge für die Beine gebastelt und legte sich auf den Triebwerksdeckel, Aldrin rollte sich am Boden zusammen. Sie behielten ihre Helme auf, das war bequemer. Doch neben Armstrongs Kopf gluckerte und brummte die ganze Zeit eine Pumpe, und der helle Erdschein hielt sie beide wach.

Über Jens Bertrams

Jahrgang 1969, Journalist bei www.ohrfunk.de, Fan der Niederlande und der SF-Serie Perry Rhodan.
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