Am 12. Februar bin ich 40 geworden, und obwohl ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, hat mich das ziemlich nachdenklich gemacht.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass einige meiner Leserinnen und Leser ganz entsetzt waren, als ich vor ein paar Jahren öffentlich bekannt gab, dass ich meinen Glauben abgelegt hatte. Irgendeinen Halt brauche man doch im Leben, wurde mir gesagt. Ich habe erwidert, und würde das auch heute noch so tun, dass das, was vielen Menschen Halt gibt, für mich Druck war, und dass mein Halt im diesseitigen Leben zu finden ist. Die Konsequenzen daraus stellten sich in diesem Jahr ein. Als ich 40 wurde und so darüber nachdachte, wie alt man so durchschnittlich wird, erfasste ich ein leichtes Schaudern. Was? Dachte ich: Schon 40 Jahre alt? Das ist ja Wahnsinn, da ist ja statistisch betrachtet mehr als die Hälfte deines Lebens vorbei, zumal du ein Mann bist und nicht besonders gesund lebst. 🙂 Es war ein ganz eigentümliches Gefühl, das da von mir Besitz ergriff. Ich erinnerte mich an Erlebnisse aus meiner frühesten Kindheit, als seien sie gestern erst passiert, und ich wusste, dass ich noch mal so alt kaum oder nur mit großem Glück werden würde. Außerdem dachte ich an die vielen Mitglieder meiner Familie, die so früh verstorben sind. Eine Weile lang hat mich das sehr beschäftigt, ohne dass ich zu einer befriedigenden Antwort gefunden häte. Ich hänge am Leben, und ich bin so zufrieden damit, dass es durchaus noch ziemlich lange dauern dürfte, würde man mich fragen.
In diesem Punkt haben gläubige Christen, so will ich neidlos anerkennen, einen Vorteil. Sie freuen sich schon jetzt sehr darauf, was ihnen nach dem Tod an Annehmlichkeiten geboten werden wird. Das haben sie übrigens, fällt meinem Lästermaul gerade ein, mit fanatischen Gotteskriegern vom Schlage eines Mohammed Atta gemeinsam. Aber (Lästern beiseite) die Wahrheit ist, dass sie glauben, dass das diesseitige Leben nicht das eigentliche Ziel ihrer Reise ist. Ich bin fundamental anderer ansicht und muss mich damit herumschlagen, dass mein Leben schneller beendet ist, als es mir lieb ist.
In der alltäglichen Arbeit, die ab Anfang April auf mich herniederregnete, habe ich diese Gedanken zwar nicht vergessen, sie sind aber mit der Zeit leicht verblasst. Ich hatte keine Zeit mehr, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Trotzdem bleibt der Wunsch, aus meinem Leben etwas zu machen, das nichts mit einer geregelten Lohnarbeit und täglichem Einerlei zu tun hat, so sehr ich Sicherheiten und Routine schätze. Das Leben ist kostbar, man hat nur eins davon. Das widerum, so glaube ich, ist etwas, was ich besser zu schätzen weiß als viele, die glauben, dass ewige Geborgenheit auf sie wartet.
Nur so ein paar Gedanken…
Copyright © 2009, Jens Bertrams