Den folgenden Beitrag habe ich am 19. April 2010 for ohrfunk.de geschrieben und dort gesendet.Es ist, als seien die Langsamkeit, die Gemütlichkeit und das Nachdenken in unsere Welt zurückgekehrt. Sicher: Es gibt auch die Anderen, die Miesepeter und Wirtschaftsapostel, aber sie verstummen merkwürdigerweise in den Printmedien, wenn vom Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen die Rede ist. Viel mehr liest man von Menschen, die in der Einflugschneise eines großen Flughafens leben und die ruhigen Tage wie einen Weihnachtsurlaub empfinden. Oder von einem Mann, der endlich mal wieder in Ruhe den Vögeln lauschen kann. Menschen, die in den Urlaub wollen, sitzen auf ihren Koffern fest und haben Spaß dabei, andere Menschen genießen die Zwangsverlängerung ihrer Ferien. Die britische Boulewardpresse behauptet, Spanienurlauber sollen mit einer riesigen Armada ins Inselreich zurück geholt werden. Eine sichtlich aus der Routine geworfene Bundeskanzlerin erklärt mit erzwungenem Lächeln, dass es doch reiche, zu Beginn der Arbeitswoche in Berlin zu sein. Zwei Tage lang kutschierte sie Per Autokolonne über die Alpen nach hause, weil absolutes Flugverbot über Deutschland herrscht. Und Schuld daran ist der isländische Vulkan. Wie ein Zeichen zur Besinnung, wie ein Fingerzeig im Märchen kommt die Aschewolke über uns und zwingt uns, in uns zu gehen und über das Wesentliche nachzudenken. Herausgerissen aus dem Alltagsstress können wir uns besinnen, die Maschinerie für ein paar Tage anhalten. Und obwohl dies nur eine Medienfiktion ist, denn in Wahrheit geht vieles ganz normal seinen Gang, berührt es viele Menschen. Nur die Fluggesellschaften und andere Choleriker jammern, schimpfen und raufen sich die Haare. Ansonsten macht das Leben den Eindruck ungeahnter Leichtigkeit. Und wer weiß, wohin uns alle die Zwangspause im Alltagsräderwerk führen wird? Vielleicht besinnen wir uns auf mehr Gelassenheit, auff Nächstenliebe, Umweltschutz und Friedensgebete? Vielleicht halten wir die Ausbeutungsmaschine des Kapitalismus an? Vielleicht werden wir uns unser Leben lang daran erinnern, was wir taten, als der Vulkan es uns ermöglichte? Auf keinen Fall wird das Bild des Vulkanausbruchs in den Bildern des Jahres 2010 die letzte Reminiszenz sein, auf gar keinen Fall! Wir werden nie vergessen, wie die Natur dem perfekten menschlichen Alltag lässig in die Suppe spuckte, was wir mit Schadenfreude der schönen Art beantworteten. Und vielleicht wird sich Mancher fragen, ob Gott entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch existiert? Der Vulkan ist doch ein Zeichen, oder? Vielleicht ein Wunder? Vielleicht der letzte Fingerzeig zum Innehalten?
So, jetzt reicht’s! ich hab lange genug drüber nachgedacht, den Rest heb ich mir für die Bilder des Jahres auf, und ich hab heute weiß Gott noch genug zu tun.
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Gut dass die Flugzeuge wieder starten. Die Ruhe während des Flugverbots war zwar angenehm, aber nicht gerade gut für die Wirtschaft.
also, vielleicht ist das jetzt ein etwas unqualifizierter Kommentar für meinen vorredner, aber ich frage mich doch manchmal, wie früher die menschen mit Verdienstausfällen umgegangen sind, auch viel kleinere Unternehmen als Fluggesellschaften! heute geht wegen jedem Scheiß gleich immer die ganze wirtschaft kaputt! Was für ein Schreckgespenst: keiner sieht sie, keiner weiß, wie sie wirklich ist, außer einigen wenigen hat auch selten mal einer was von ihr – aber sie bestimmt unser aller Leben, „die wirtschaft“. Bei allem Gerede um sie sollte sie sich doch mal persönlich vorstellen und uns ihre Probleme in deutlichen, verständlichen worten schildern – dann hätte ich vielleicht mehr Mitgefühl mit ihr. Keine Ahnung, warum sie und mit ihr ganz Deutschland nun wegen dem bißchen Aschewolke zusammenbrechen sollte… vielleicht klärt mich da ja irgendwann mal jemand auf. ich persönlich fand den Aspekt des erzwungenen INnehaltens nicht verkehrt.