Mit einer Pressemitteilung hat die humanistische Union auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass die biblische Schöpfungsgeschichte an einigen hessischen Schulen im Biologieunterricht als wahre Geschichte der Entstehung des Lebens verbreitet wird. Das war mir bislang nur von den USA bekannt.
Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll. Ein Lehrer hatte in zwei gießener Schulen im Biologieunterricht neben der Evolutionstheorie von Charles Darwin eine Kreationistische Theorie dargestellt, und diese Tatsache war durch einen Fernsehbericht ans Licht gekommen. Das gießener Schulamt und die hessische Kultusministerin erklärten, es sei in gewissem Rahmen durchaus erwünscht, wenn neben der Evolutionstheorie auch die Schöpfungsgeschichte in den Schulunterricht Einzug hielte. Die Humanistische Union, deutschlands älteste Bürgerrechtsorganisation, wie sie selbst von sich sagt, wehrte sich sofort und massiv gegen diese Meinung. Der Streit, der sich derzeit über eine Mailingliste der Humanistischen Union entfacht, ist in keiner Weise mehr sachlich zu nennen. Militante Atheisten stehen da sogenannten christlichen Fundamentalisten gegenüber, Menschen also, die die Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen.
Glaube und Religion sind zunächst einmal Privatsache. Auf diesen gemeinsamen Nenner sollten sich alle Streitteilnehmer grundsätzlich einigen können. Was aber darf im Unterricht vermittelt werden? Womit darf man sozusagen unsere Jugend belasten und beeinflussen? Das ist eine der schwersten Fragen, und ich versuche sie für mich zu beantworten, vom Standpunkt eines Menschen aus, der in religiösem Fundamentalismus und Eifer eines der Grundübel unserer Zeit sieht. Und ich möchte diese Antwort finden, ohne mich andererseits atheistischen Fundamentalisten ausgesetzt zu sehen, die jede abweichende Meinung als Teufelswerk charakterisieren, so wenig sie auch an den Leibhaftigen und seine Hölle glauben mögen. Atheistischer Fundamentalismus hat für mich – ich kann mir nicht helfen – hin und wieder etwas überaus religiöses an sich.
Wir brauchen eine Generation, darin stimmen mir hoffentlich viele Menschen zu, die in der Lage ist, sich in unserem heutigen Gesellschafts- und Wirtschaftsjungle zurechtzufinden. Hierzu ist es notwendig, dass diese Generation das selbstständige Denken lernt. Selbstständiges Denken kann man nur durch Diskussion über verschiedene Meinungen lernen, ohne das von vorneherein klar ist, welche Meinung die Richtige zu sein hat. Wer sich über im Unterricht vorgestellte Theorien aufregt und sie ohne weitere Diskussion in Bausch und Bogen verdammt, der hat nicht gelernt, mit anderen Meinungen umzugehen, und der bedarf einer Nachhilfelektion in Sachen Demokratie. Wer nebenbei dann noch den unverzeihlichen Fehler begeht, wie es die Humanistische Union leider tat, ausgerechnet die Theorien von Charles Darwin als das non-plus-ultra hinzustellen, der kann bei vielen Menschen nur Kopfschütteln ernten. Der aus den Theorien Darwins entstandene Sozialdarwinismus ist ein Grundübel, gegen das auch die Humanistische Union von Zeit zu Zeit heftig ankämpft. „Nur der Starke soll überleben“ ist eine darwinistische Grundaussage, und es wäre ausgesprochen schade, wenn man die Bürgerrechtsorganisation in die Nähe von Gruppen rücken müsste, die solche Theorien vertreten. Angst vor anderen Meinungen steht den engagierten Bürgerrechtlern schlecht an.
Natürlich ist dies nur die eine Seite der Medaille. Richtig und unverrückbar ist: Der Staat hat sich in seiner Erziehungstätigkeit und in der Unterrichtserteilung strikt neutral zu verhalten und keine Religion zu bevorzugen. Besser sogar, er enthielte sich jeder religiösen Unterweisung. Denn Religion und Glaube sind vor allem eines: Privatsache. Wenn also ein Lehrer sich hinstellt und sagt: „Seht her, ich weiß, dass die Welt in 6 Tagen von Gott erschaffen wurde, und alles andere ist nur von miesen Ungläubigen erfunden worden“, dann hat er ganz klar das Gebot staatlicher Neutralität verletzt. Soweit ich allerdings die Fakten kennengelernt habe, hat dieser Lehrer lediglich zwei Theorien nebeneinander gestellt, nämlich die darwinistische Evolutionstheorie, und die kreationistische Theorie des „intelligent design“. Bei allem Recht auf „Freiheit von Religion“ muss ein Unterricht erlaubt sein, in dem religiöse Inhalte dargestellt und veranschaulicht werden. Sie umgeben uns, sie gehören zu unserem Alltag. Wenn die Schüler einst aus der Schule kommen, müssen sie mit ihnen umgehen. Für mich drängt sich da der Vergleich mit dem Umgang mit behinderten Menschen auf. Viele führende Vertreter der Behindertenbewegung fordern die Eingliederung behinderter Menschen in die Regelschule zum frühest möglichen Zeitpunkt. Ein Hauptgrund: Nichtbehinderte Menschen haben dann schon Erfahrungen in der Schule gesammelt und begegnen Menschen mit Behinderungen später weder ängstlich noch unsicher. Ohne Integration, ohne Kennenlernen des Anderen, halten sich Angst und Unsicherheit oft ein Leben lang. Unwissenheit ist ein Hauptgrund der Angst vor dem Fremden. So ist es auch mit Religion: Freiheit von Religion in der Schule ist gefährlich, denn sie negiert die Tatsache, dass Religion in unserer Gesellschaft nun einmal vorkommt. Auch die Warnung vor der Religion als ausschließlicher Bildungszweck in dieser Hinsicht geht meiner Ansicht nach in eine falsche Richtung. Nur wer Religion als Diskussionsthema zulässt, nur wer die Größe und Sicherheit besitzt, gelassen, offen und frei über Religion zu debattieren, kann religiösem Fundamentalismus wirkungsvoll die Stirn bieten, weil er Kinder und spätere Erwachsene hervorbringt, die für sich selbst entscheiden können, unindoktriniert und frei.
Ich selbst habe lange Jahre in einem Internat gelebt, in dem die Religion ein Zwang war. Ich habe mich für mich persönlich größtenteils von der Religion und ihren Glaubensgrundsätzen abgewandt. Für mich kann Religion niemals einen Allgemeingültigkeitsanspruch haben. Und doch glaube ich, dass sich die atheistischen Ideologen keinen Gefallen damit tun, wenn sie die Religion negieren und einfach wahllos bekämpfen. Wenn im Biologieunterricht „neben der Evolutionstheorie“ auch die Schöpfungsgeschichte behandelt wird unter dem Aspekt, dass es eine ganze Reihe von Menschen gibt, die daran glauben, dann ist das nach meiner Ansicht in Ordnung. Schwierig wird es dann, wenn ein Lehrer seine Neutralität verletzt und einer religiös motivierten Entstehungsgeschichte den Vorzug vor den bisherigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen gibt.
Doch selbst hier gibt es noch ein Trotzdem: Auch die Naturwissenschaft sollte nicht wie ein Glaube, also unreflektiert und undiskutiert, gelehrt und verinnerlicht werden. Wer dazu erzogen wird, unhinterfragt Theorien und scheinbar erwiesene Erkenntnisse zu schlucken und es dabei bewenden zu lassen, der wird später weder ein großartiger Erfinder, noch ein berühmter Philosoph. Angst vor anderen Meinungen ist und bleibt eine schlechte Triebfeder. Neutralität, Meinungsvielfalt und Diskurs sollten viel mehr im Vordergrund stehen. Und ja: Man sollte sich in der Schule ebenso mit Religion und ihren Theorien und Grundsätzen befassen, wie man Marx, Keynes oder Mills pauken muss, oder Darwin.
Copyright 2006, Jens Bertrams.
mMn hat Kreationismus zumindest im Biologie-Unterricht nichts zu suchen. Denn einen naturwissenschaftliche Theorie würde ich Kreationismus nicht nennen… Man kann sie(dem „Namen“ nach) kurz erwähnen, näheres müsste aber -wenn überhaupt- in einem anderen Fach (Religion böte sich an 😉 ) besprochen werden.
Auch bin ich gegen ein gleichgewichtetes Nebeneinander-stellen von Evolution und Kreationismus. Das würde dem Kreationismus (für mich klar religiös gefärbt) im Unterricht an Schulen eines säkulären Staates zu viel Platz einräumen.
Lehrer sind -so habe ich es zumindest erlebt- vor allem für jüngere Kinder enorme Respektsperson. „Der Lehrer hat gesagt“ ist in den ersten Schuljahren oft eines der stärksten Argumente überhaupt. Ob das gut ist, oder nicht, ist erst einmal zweitrangig. Zumindest als erste außerfamiliären Orientierung spielt der Lehrer eine wichtige Rolle. Ich glaube deshalb, dass es „gefährlich“ wäre, Lehrer wertungsfrei und ungewichtet, ja gleichberechtigt Kreationismus und Evolution im naturwissenschaftlichen Kontext unterrichten zu lassen.
Schon allein das Behandeln von Kreationismus im Unterricht bzw. sogar im Sachkunde- oder Biologieuntericht räumt der Theorie einen wissenschaftlichen Rang ein, den sie mMn nicht verdient.
Man erkennt nun natürlich klar meine zwangsläufig subjektive Einstellung zum Kreationismus. Ich kann mir aber nicht helfen, wenn sich bei mir schon bei der Erwähnung des Wortes ein leicht ängstliches, mulmiges Bauchgefühl einstellt 😉
@Sunniva: Die persönlichen Gefühle beim Wort Kreationismus teilen wir durchaus. Und vielleicht hast du recht, man sollte sich im Biologieunterricht vielleicht wirklich auf die Sätze: „Andere glauben, dass die Welt und alles Leben von einem intelligenten Schöpfer geschaffen wurde, zum Beispiel die Christen, es steht in der Bibel“, beschränken. Hier geht es um die Frage, ob Religiöse Anschauungen in der Schule vermitelt werden dürfen und in welcher Form. Ich finde, dass der Religionsunterricht sich nicht anbietet, denn der ist nun überhaupt nicht neutral, sondern christlich geprägt. Um veschiedene Theorien, Glaubensgrundsätze und Mythen darzustellen böte sich dann vielleicht ein Fach wie Ethik an, das es in manchen Bundesländern gibt.
Ich finde eben nur, wer Religion militant bekämpft, solange sie keinen sektiererischen Schaden wie Scientology verursacht, der tut sich und seiner Position keinen Gefallen. Ich glaube einfach, es muss eine Information über gesellschaftliche Phänomene geben, von denen Religion eines ist. Ich persönlich bin im Zweifel, welchen positiven Wert Religion hat, aber das geht mir auch mit verschiedenen Wirtschafts- und Wissenschaftstheorien so, und trotzdem sage ich nicht, das sie nicht gelehrt werden sollen.
Lieber Jens,
in drei Punkten hast Du meine Presseerklärung nicht richtig wiedergegeben:
1. Ich habe nirgendwo den Darwinismus hochgelobt. Bei der Evolutionslehre handelt es sich aber um eine vielfach belegte wissenschaftliche Erkenntnis. Der sogenannte „Sozial-Darwinismus“ hat Elemente daraus genommen und auf die Gesellschaft in einer bestimmten Weise übertragen. Herausgekommen ist dabei eine Ideologie, die „das REcht des Stärkeren“ predigt. Die Evolution funktioniert aber gerade durch die Vielfalt und deren Notwendigkeit als Voraussetzung des Veränderungsprozesses.
2. Meine Forderung richtet sich nicht auf ein Diskussionsverbot, sondern auf die Einhaltung geltenden Verfassungsrechts: Jeder hat ein Recht auch auf die sogenannte „negative Religionsfreiheit“. Das bedeutet, er darf nicht in öffentlichen Einrichtungen ohne Not mit religiösen Positionen behelligt werden. Das gilt auch für Kinder beispielsweise nichtreligiöser Eltern.
Ich habe nicht ein Verbot des Kreationismus generell gefordert, sondern ein Verbot des Kreationismus im Biologie-Unterricht. Da hat er – vor allem wegen der „negativen Religionsfreiheit“ – nichts zu suchen.
3. Die Auseinandersetzung in der Mailingliste der HU ist eine interne Diskussion. Die Presseerklärung greift einerseits auf eine Debatte des HU-Ortsverbands Marburg zurück, bei der niemand Einwände gegen die Position erhoben hat, die ich als Landessprecher der HU Hessen in meiner Presseerklärung formuliert habe. Vielmehr bin ichvon allen Anwesenden aufgefordert worden, dazu eine Pressemitteilung zu verfassen.
Das habe ich dann als HU-Landessprecher in Abstimmung mit dem vorsitzenden des HU-Ortsverbands Frankfurt getan. Der Kritiker, der in der Liste eine Gegenposition formuliert, hat an der Sitzung des HU-Ortsverbands nicht teilgenommen.
Ziel der Erklärung ist aber kein Diskussionsverbot, sondern die Kritik daran, dass die hessische Schulverwaltung offenkundig religiöse Eiferer nicht etwa bremst, sondern sogar noch ermutigt zu ihrem Treiben. Religionslehre gehört nicht in den Biologie-Unterricht!
Schließlich noch eine persönliche Anmerkung: Ich verstehe mich nicht als Atheist. Ich kenne auch missionarische Atheisten. Auch deren Verhalten halte ich für überaus kritikwürdig.
Spiritualität ist eine ganz persönliche Privatsache. Der Staat sollte sich da absolut raushalten. Lehrer verkörpern in der Schule aber den Staat. Also müssen sie hier ihre privaten Positionen zugunsten der korrekten Ausübung des Amtes zurückstellen.
Ich trete – wie übrigens auch die HU insgesamt – für die Religionsfreiheit ein, die jedem das Recht auf die Ausübung seiner Religion zugesteht. Dieses Recht beinhaltet nun aber genauso auch das Recht, von Religion im öffentlichen Bereich verschont zu werden.
Meine eigene Ansicht folgt im Übrigen der Position von Erwin Chargaff. Er erklärte, dass der Gen-Pool nur dann die künftige Gesundheit aller verheiße, wenn er auch sogenannte „kranke Gene“ enthalte. Die seien nötig für das Fortbestehen der gesunden.
Ähnlich hatte sich übrigens bereits vor Darwin auch Friedrich Hegel geäußert. Seine Dialektik verweist auf die notwendige Existenz der Gegensätze als jeweils konstituierendes Element des jeweils anderen.
Die Forderung nach einem „Verbannen“ des Kreationismus aus dem Biologie-Unterricht an staatlichen Schulen – nur das habe ich gefordert – ist für mich eine generelle verfassungsrechtliche Frage. Der Staat muss sich in religiösen Fragen strikt neutral verhalten. Begünstigt er bestimmte Religionen, dann droht dem Sozialen Frieden eine Schieflage, wenn nicht gar Gefahr. Im Übrigen sind heutzutage die Atheisten, Agnostiker und Nichtmitglieder anerkannter Religionsgemeinschaften die größte Bevölkerungsgruppe. Da wird man doch wohl deren Rechte einfordern dürfen, oder?
Also noch mal: Kein Knebel oder maulkorb, sondern nur die Forderung, dass die Bibel da thematisiert wird, wo sie auf dem Lehrplan steht: Im Reli-Unterricht!
fjh
Lieber Franz-Josef,
ich nehme an, wir verstehen uns da in einigen Punkten miss. Sicherlich habe ich in diesem Beitrag dir als Landessprecher der HU keinen, und persönlich schon ar keinen Vorwurf machen wollen.
Wie ich eben in einer anderen Antwort schon mal schrieb, geht es mir darum, dass die negative Religionsfreiheit, die ich auch gut finde, Grenzen haben sollte, und zwar gerade im Interesse der Leute, die religionskritische Einstellungen haben. Man kann, ja muss übe Religion sprechen, auch dann, wenn man nichtreligiöse Eltern hat. Man muss sie nicht gelehrt bekommen, aber man muss sie erklärt bekommen, eben neutral. Und da ist der Religionsunterricht die falsche Adresse, weil er konfessionsgebunden ist. Wir haben das im Fach Ethik gemacht. Das ist konfessionell ungebundener Unterricht. Ich hatte und habe Probleme mit einer Radikalposition, die sagt, auch ganz öffentlich, dass diese Vorstellungen und Lehren nichts an Schulen zu suchen haben. Ich stimme dir zu, es muss nicht der Biounterricht sein, aber zumindest in Ethik sollte man darauf eingehen, was unterschiedliche Religionen glauben. Nur dann kan man sich, was heute immer wichtiger wird, mit Religion auseinandersetzen.
Lieber Jens,
der HU-Ortsverband marburg hat bereits vor einigen Jahren nach ausführlicher Diskussion die Einführung eines Religionskunde-Unterrichts an Stelle des bisherigen konfessionellen Religions-Unterrichts gefordert. Dieser Unterricht sollte für alle verbindlich sein. Dort sollten alle Religionen – kleine und seltenbe wie auch große – vorgestellt werden. Dabei könnten auch Vertreter der jeweiligen Religionsgemeinschaften einbezogen werden. Dort wäre Platz, auch über kreationistische Positionen zu debattieren.
Der Biologie-Untericht an staatlichen Schulen muss hingegen strikt religionsfrei bleiben!
Das beinhaltet auch religiöse Andeutungen wie den behaupteten Beweis der Existenz eines „kreativen“ göttlichen Schöpfers.
Angesichts der Verbrechen bestimmter Kirchen – die leider auch heute noch nicht völlig aufgehört haben – gibt es leider zu Recht Menschen, die auf Kirche allergisch reagieren. Beispielsweise sind das Geschiedene, die im sogenannten „Kirchenbann“ der katholischen Kirche leben, oder uneheliche Kinder katholischer Pfarrer. Für sie ist eine zwangsweise Konfrontation mit REligion möglicherweise traumatisch.
Dieses Argument mag merkwürdig klingen. Dennoch bekräftigt es die Forderung nach strikter „negativer Religionsfreiheit“, die das Grundgesetz letztlich ohnehin vorschreibt. Wogegen ich mich vor allem wehre, ist die Beliebigkeit, wie beispielsweise die Hässliche Landesregierung mit der Verfassung umgeht: Wenn man Studiengebühren einführen will, gilt Artikel 59 der Landesverfassung nichts. Wenn Kreationisten an den Schulen mit nicht zugelassenen „Lehrbüchern“ unterrichten, dann definiert man „Religionsfreiheit“ so, dass man damit die Freiheit der eigenen Position auf Kosten aller anderen durchsetzen möchte. So geht es nicht!
Und so darf es auch keinesfalls gehen!
Deswegen der Vorstoß der HU Hessen.
fjh
Hallo, zusammen!
Ich habe jetzt den ganzen Diskussionsfaden durchgelesen und möchte auch meine bescheidene Meinung dazu kundtun.
Ich habe, wie Jens, viele Jahre in einem Internat zugebracht, in dem eine bestimmte Religion als Maßstab für „ordentliche Erziehung“ angelegt wurde. Erst im Gymnasium lernte ich, mit unterschiedlichen Meinungen umzugehen, indem ich sie erst einmal kennen lernte und dann, nachdem ich ausreichend über Ursprung und Begründungen gelernt habe, eine für mich brauchbare Meinung entwickelt habe. Dabei wurde uns aber auch beigebracht, unterschiedliche Ideen im unterschiedlichen Kontext zu sehen. Da ich selbst nach dem Abitur Biologie studiert habe, wons Hallo, zusammen!
Ich habe jetzt den ganzen Diskussionsfaden durchgelesen und möchte auch meine bescheidene Meinung dazu kundtun.
Ich habe, wie Jens, viele Jahre in einem Internat zugebracht, in dem eine bestimmte Religion als Maßstab für „ordentliche Erziehung“ angelegt wurde. Erst im Gymnasium lernte ich, mit unterschiedlichen Meinungen umzugehen, indem ich sie erst einmal kennen lernte und dann, nachdem ich ausreichend über Ursprung und Begründungen gelernt habe, eine für mich brauchbare Meinung entwickelt habe. Dabei wurde uns aber auch beigebracht, unterschiedliche Ideen im unterschiedlichen Kontext zu sehen. Da ich selbst nach dem Abitur Biologie studiert habe, wo Darvins Evolutionstheorie und die Linée’sche Systematik aller Lebewesen als Grundlage gesehen werden und wo nachprüfbare Fakten die eine oder die andere Theorie belegen oder verwerfen können, möchte ich zu dem Thema Kreationismus auch ein paar Sätze loswerden.
Zum Thema „Das Recht des Stärkeren“, das man aus Darvins idee abzuleiten versucht hat: „The Survival of the Fittest“ ist die korrekte bezeichnung, das Überleben des fähigsten. Hierbei meint Darvin nicht etwa den körperlich stärksten oder skrupellosesten Vertreter einer Art oder Gattung, sondern die an die gerade vorherrschenden Umweltbedingungen am besten angepassten Exemplare. Die Sozialdarvinisten haben diesen Aspekt schlicht unterschlagen, genauso wie der lateinische Ausspruch „Mens sana in corpore sano“ (Ein gesunder Geist im gesunden Körper) aus dem eigentlichen Zusammenhang gerissen wurde, wo der römische Autor, auf den dieser Auszug zurückgeht seinen Wunsch ausgedrückt hat, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen möge. Das liest sich dann schon wieder anders, also nicht dass viel Sport die Intelligenz fördert, sondern neben dem Sport auch die geistige Entwicklung gefördert werden möge. Da sind wir also bei der Anpassung an die gerade vorherrschenden Umweltbedingungen. Anpassung heißt auch, die Umgebung gut genug kennen zu lernen und aus allen verfügbaren Informationen eine Lebensweise zu entwickeln, die einem in der vorherrschenden Umwelt die größten Erfolgsaussichten bietet. Im Fall des Homo sapiens müsste es also heißen: „Wissen fördert den Erfolg.“ In diesem Zusammenhang, und jetzt komme ich endlich zum eigentlichen Thema, ist es schon richtig, im Schulunterricht verschiedene Weltanschauungen und Erklärungsmodelle vorgestellt zu bekommen. Denn wo außer in der Schule haben heranwachsende Menschen die Möglichkeit, sich umfassend über ihre gegenwärtige Umwelt zu informieren? Denn sobald der letzte Stundengong des Schullebens verklungen ist, muss jeder junge Erwachsene sich wohl oder übel auf eine bestimmte Richtung festlegen und hat dabei größere Schwierigkeiten, sich umfassend genug zu informieren. Somit ist es schon gut, wenn an Schulen auch der Kreationismus als Erklärungsmodell für die Welt und ihre Geschöpfe vorgestellt und diskutiert wird. Dies sollte dann aber im entsprechenden Kontext stattfinden. Hier pflichte ich denen bei, die vorgeschlagen haben, Kreationismus entweder im Ethik- oder einem vergleichenden Religionskundeunterricht zu behandeln. In den Biologieunterricht gehört Kreationismus meiner Meinung nach nicht hinein, da hier bereits häufig nachgewiesene Faktoren gezielt verfremdet werden, beispielsweise, dass Dinosaurier alle Pflanzenfresser gewesen sein sollen, gerade weil sie scharfe Zähne und Krallen hatten. T. Rex, der Star unter den scharfzähnigen Dinosauriern, war also Vegetarier, so die Meinung der Kreationisten, da er ja im Paradies gelebt hat, wo es für jeden genug zu essen gab, und niemand auf den anderen Jagd machen musste. Auch ist das Prinzip des „Intelligent Designs“ ein Wiederspruch zu dem nun auch von christlichen Würdenträgern anerkannten Weltbildes von der sich um die Sonne bewegenden Erde und den anderen Planeten, da im Kreationismus schlicht nur das irdische Leben als geplant angesehen wird und die Möglichkeit, dass auf anderen Planeten des Universums gleichwertiges Leben entstanden sein kann, ausgeschlossen werden könnte. Ich sage könnte, weil ich im Moment nur davon ausgehen kann, dass Kreationisten sich bemühen, die biblische Schöpfungsgeschichte mit scheinbar wissenschaftlich fundierten Deutungen zu untermauern. Ja, und die Schöpfungsgeschichte der Bibel schließt Leben auf anderen Planeten aus.
Kreationismus als Weltanschauung mag daher in einem für verschiedene Weltanschaungsmodelle geeigneten Unterricht besprochen werden. Hier könnte ein interdisziplinärer Gedankenaustausch zwischen Biologen und Ethikern eine wunderbare Diskussionsgrundlage bieten. Aber im Biologieunterricht als solchen haben die zur Zeit gültigen Theorien und Fakten ihren Platz, wie sie die Naturwissenschaften erörtern. Hierbei gilt nicht, dass eine einmal aufgeworfene Theorie unbegrenzt gültig sein muß. Im Gegenteil wird gerade in der Biologie häufig früheres Gedankengut immer wieder auf seine faktische Gültigkeit getestet. So sind die Verhaltenslehre-Ansätze eines Konrad Lorentz heute nicht mehr das A und O der Verhaltensbiologie. Es gibt einen schönen Ausspruch: „Eine Theorie ist solange gültig, bis sie widerlegt wird.“ Also möchte ich hier die Behauptung, dass Naturwissenschaften Religionsersatzfunktion haben zurückweisen, da jede Naturwissenschaft ständigen Veränderungen unterworfen ist. Das gilt für die Biologie wie für Chemie und Physik, Medizin und Astronomie. In Religionen ist es wesentlich schwieriger, alte Weltanschauungsprinzipien zu überarbeiten. Daher sollte eine auf einen Gott als intelligenten Designer basierende Lehre in den Bereich der Gesellschafts- und nicht der Naturwissenschaften einbezogen sein.
Weil die meisten Naturwissenschaften zu Erfindungen und Lebensumstellungen führen, sind sie wohl oder übel in die staatliche Entwicklung eingebunden. Religionen kommen ohne Staat aus. Dann möge im Rahmen des staatlichen Schulunterrichts jedem der Umgang mit Religionen und anderen Weltanschauungsmodellen in einem nichtnaturwissenschaftlichen Rahmen gegeben werden. Ich weiß, ich wiederhole mich hier. Aber das tue ich, weil ich meine persönliche Ansicht darstellen möchte, dass wir Religionen als persönliche Weltanschauungsgrundlagen nehmen sollten, die nicht auf das allgemeine Staatswesen übergreifen dürfen, allein um Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften die Möglichkeit zu geben, uneingeschränkt über ihren Glauben diskutieren zu dürfen. Wenn einer bestimmten Strömung der Vorzug gegeben wird, ist der Staat nicht mehr neutral und verschenkt dadurch die Möglichkeiten der demokratischen Meinungsvielfalt.
Deshalb zum Schluß: Kreationismus ist eine Religion und soll daher im Religionskundeunterricht behandelt werden!
Vielen Dank dafür, Dass Sie sich die Zeit namen, diesen Kommentar zu lesen!
Thorsten Oberbossel
Thorsten und Franz-Josef:
Vielen Dank für eure langen Kommentare und interessanten Hinweise.
Ich denke, wir sind uns im Wesentlichen einig. Danke Thorsten, dass du noch mal zu Darvin einiges ausgeführt hast.
Religionskundeunterricht oder Ethik ist der richtige Platz für die Auseinandersetzung mit Religionen, das ist korrekt, und da stimme ich euch zu. Aber, Franz-Josef: Wenn du sagst, es ist das Recht eines Jeden, mit Religion nicht behelligt zu weden, auch in der Schule, heißt das dann, dass diese Person aus Angst vor traumatischen Erfahrunen sich diesem vergleichenden Religions- oder dem Ethikunterricht entziehen kann? Dagegen wäre ich nämlich. Auch wenn jemand schlechte Erfahrungen mit Religion hat, gerade dann, sollte er oder sie an einem Unterricht teilnehmen, wo Religion als Information vermittelt wird, nicht als Lehre. Man sollte sein Bild von der negativen Religionsfreiheit dahingehend modifizieren, dass es durchaus erwünscht und auch unerlässlich ist, dass in Schulen über Religion gesprochen wird, eben weil sie ein gesellschaftliches Phänomen ist. Negative Religionsfreiheit kann nicht bedeuten, in der Schule kein Wort über Religion zu erfahren.
Sorry, ich habe gerade endlich begriffen, dass der Herr Darwin und nicht Darvin heißt. Vielen Dank für den Tipp. – Peinlich!:-)
Lieber Jens, liebe LeserInnen!
Meines Erachtens sollte im Religionskunde-Unterricht alles behandelt werdenk, was Religionen betrifft. Er sollte in einen Ethik-Unterricht eingebettet sein. Schließlich gibt es auch eine humanistisch-weltliche Ethik.
In diesem Unterricht ist Platz für die Vorstellung verschiedenster Religionen und Glaubens-Richtungen. Da passt auch der „Kreationismus“ hinein.
Dort sollten aber gleichwertig auch atheistische und laiizistische Positionen vorgestellt werden.
Traumatische Erfahrungen berechtigen meines Erachtens dazu, sich von vehementen Vertretern der sie begründeten Positionen fernzuhalten oder solche Leute scharf zu kritisieren. In einem konfessions-neutralen Religionskunde-Unterricht wäre das möglich.
Das Problem des „Kreationismus“ im Biologie-Unterricht hingegen wäre, dass sich dort Religionskritiker und Religionslose regelrecht verfolgt fühlen müssten von religiösen positionen, die überall unerwartet auftauchen. Völlig unvorbereitet wäre man dort dann mit derartigem „Gedankengut“ konfrontiert.
Ich bin mir sicher, dass niemand den Religonen im Alltag völlig entgehen kann. Aber jeder hat das recht, sie zu meiden, wenn er sich damit nicht auseinandersetzen will.
Die Schule hat kein Recht, die Leute zu solchen Auseinandersetzungen zu zwingen. Sie hat aber die Pflicht, den jungen Menschen die Existenz von Religionen und atheistischen Haltungen mitzuteilen und sie über deren Inhalte und Grundlagen zu informieren. Dies darf aber nicht auf missionarische Weise geschehen. Den Schülerinnen und Schülern müssen immer auch Rückzugs- und Vermeidungsmöglichkeiten angeboten werden, wenn sie Inhalte ablehenen.
Sie können aber nicht im „Schwänzen“ des Unterrichts bestehen. Wie genau das alles aussehen könnte, habe ich mir im detail noch nicht überlegt. Klar ist mir aber, dass Lehrer die weltanschauliche Haltung jedes Schülers unbedingt respektieren müssen.
Wesentlich war mir aber, was ich nun wohl schon zum mindestens driten oder vierten Mal schreibe, dass der Biologie-Unterricht an staatlichen Schulen keinerlei Konfrontation mit Religions-Themen enthalten soll.
fjh
Hallo Franz-Josef,
wie du es jetzt ausführst, verstehe ich dich. Ich will ja auch nicht die Leute dazu zwingen, missionarischen Religionsverfechtern ausgesetzt zu werden. Ein Religionskundeunterricht bietet hier wohl die beste Möglichkeit.
Liebe interessierte Zeitgenossen,
Hier vorweg zwei Darwinismus-kritische nicht-evangelikale Stimmen:
1) Wir leben nicht in Darwins Welt
Von der Notwendigkeit eines neuen und ökologischen Weltbildes für die Evolution.
(Kommentar zu meinem Buch “Das Darwin-Komplottâ€) (Quelle: http://www.reinhard-eichelbeck.de/ )
2)Darwinismuskritik »Figuren der Gewalt«
Von Burkhard Müller , Jens Heisterkamp http://www.info3.de/ycms/printartikel_366.shtml
Wenn Bürgerrechtler nach dem vormundschaftlichen Staat rufen und eine Unterdrückung der geistigen Freiheit im Schulunterricht (z.B. in Biologie) fordern, dann haben sie sich als Bürgerrechtler unglaubwürdig gemacht. Für mich ist Erkenntnis eine Aufgabe des Einzelmenschen. Soll der Staat – so wie früher die Kirche – etwa festlegen, was in einer Wissenschaft als Wahrheit zu gelten hat?
Also: wieviel Biologie-Material und Überlegungen dazu soll denn nun im Biologie-Unterricht erlaubt sein und wieviel Geologie im Erdkunde-Unterricht?
Dürfen im Erdkunde- und Biologie-Unterricht Materialien (Formen und Verhaltensweisen von Pflanzen, Tieren, Menschen, fossile Funde usw. sowie Überlegungen dazu) überhaupt noch vorgebracht werden, wenn sie der vorherrschenden darwinistischen Lehre widersprechen? Darf die Frage gestellt und erörtert werden, ob die darwinistische Theorie seit Darwin je bewiesen wurde? (Darwin selber sprach nur von einer Hypothese; er hoffte, daß spätere Fossilienfunde seine Theorie beweisen würden – aber die Übergangsformen sind im wesentlichen immer noch nicht aufgetaucht.)
Dürfen Funde, die auf risige, sintflutartige Flutkatastrophen hinweisen, ium Erdkunde- oder Biologieunterricht erwähnt werden? Da schreibt etwa ein Naturforscher (und examinierter Theologe; na, wer denn etwa?; das soll hier noch nicht verraten werden): Er wundert sich über die Fossilien in dem entsprechenden Gebiet. „Seit der Zeit, wo sie [diese Tiere] lebten, kann keine sehr große Veränderung in der Bildung des Landes stattgefunden haben. Was hat denn nun so viele Spezies und ganze Gattungen vertilgt? Zunächst wird man unwiderstehlich zu der Annahme einer großen Katastrophe getrieben; um aber hierdurch Tiere und zwar sowohl große als auch kleine im […] bis hinauf zur [… hier wird ein Gebiet von etwa Kontinent-Größe beschrieben!] zerstören zu lassen, müßten wir das ganze Gerüste der Erde erschüttern. […] gewiß ist keine Tatsache in der langen Geschichte der Erde so verwirrend, als das ausgedehnte und wiederholt vorkommende Vertilgen seiner Bewohner.“ Ich möchte hier gar nicht auflösen, wer dies wo und wann geschrieben hat, ich warte da mal lieber auf qualifizierte Vorschläge meiner Zeitgenossen. Ich möchte hier nur mal fragen: Sollte man solche Auffassungen im Schulunterricht erlauben oder nicht? Stammt das etwa aus einem nicht im Schulunterricht zugelassenen Lehrbuch? Gar von einem „Kreationisten“, einem Evangelikalen oder einem „Katastrophisten“, der große, sintflutartige Flutkatastrophen für von den geologischen Urkunden gedeckt hielt?
Darwin stützt sich, insbesondere was die Art des „Auslesedruckes“ und was die zur Verfügung stehenden Zeiträume betrifft, auf die „aktualistische“ geologische Theorie der „uniformen Evolution“ von Lyell. Noch kurz vor Lyell war eine ganz andere geologische Auffassung vorherrschend gewesen, nämlich die „Kathastrophentheorie“ von Cuvier, der auch als Mitbegründer der Paläontologie (der Wissenschaft von den früheren Lebesnformen) gilt. Cuvier war überzeugt, daß Gott alle Arten von Lebewesen auf einmal erschaffen habe; daß es viele Knochenfunde von nicht mehr lebenden Tierarten gab, erklärte er mit der Vernichtung durch Sintflut(en?). „Cuvier galt lange als der bekannteste Verfechter des Katastrophismus, demzufolge in der Erdgeschichte wiederholt große Katastrophen den Gesamtbestand der Lebewesen vernichteten und in darauf folgenden Phasen neues Leben entstanden sei“. (Wikipedia). In seinem Lehrbuch „Principles of geology“ trat Lyell „den damals herrschenden Vorstellungen gewaltsamer geologischer Umbrüche der Kataklysmentheorie entgegen und zeigte, dass die gegenwärtig beobachtbaren geologischen Vorgänge vollkommen ausreichen, um den Bau der festen Erdkruste zu erklären, wenn sie sich nur oft genug, in hinreichend großen Zeiträumen, wiederholen.“ (Wikipedia)
Lieber Jens Bertrams, liebe am Thema interessierte,
zunächst eine Klarstellung zu meiner obigen Äußerung (Nr. 2267,27.10.2006 um 21:08), ganz oben:
„mein Buch“ zu “Das Darwin-Komplott†ist ein Zitat von Reinhard Eichelbeck, es bedeutet „Reinhard Eichelbecks Buch“
(Quelle: http://www.reinhard-eichelbeck.de/ , dann weiter unter „Bücher & CDs“, dann weiter unter „Das Darwin-Komplott“)
Zu der in meiner obigen Äußerung zitierten Äußerung eines reisenden Naturforschers
(„um aber hierdurch Tiere und zwar sowohl große als auch kleine im […] bis hinauf zur [… hier wird ein Gebiet von etwa Kontinent-Größe beschrieben!] zerstören zu lassen, müßten wir das ganze Gerüste der Erde erschüttern“ usw.)
möchte ich preisgeben das Datum 9.1.1834, es handelt sich um einen Tagebucheintrag.
Der Eintrag stimmt ja offensichtlich der katastrophistischen Sicht zu, der Autor hat aber später den Aktualismus massiv befördert. Den Darwinimus gab es 1831 noch nicht. – Das Rätsel bleibt, wer der Autor ist.
———
„1859 veröffentlichte Charles Darwin sein Werk: „Über den Ursprung der Arten durch natürliche Auslese, oder die Bewahrung begünstigter Rassen im Kampf ums überleben“. Das Buch machte Furore. Nicht wegen der darin beschriebenen Lehre. Die war ja schon vorher bekannt gewesen durch Lamarck und Darwins Zeitgenosse Robert Chambers. In Chambers Welt jedoch haben alle schwachen und starken Lebewesen ihren Platz. Eine solche Idee mochte gut und schön sein für den Sonntagsgottesdienst, aber eine Kolonie ließ sich damit nicht erobern; auch als Rechtfertigung von Unterdrückung und Ausbeutung versagte sie kläglich. Da war Darwins Lehre vom erbarmungslosen Kampf ums Dasein, in dem der Schwache – bedauerlicherweise! – untergeht, sehr viel hilfreicher. “ (aus: Wikipedia“Diskussion:Darwinismus“ # 3.2 Darwinismus – etwas kritisch betrachtet)
Der Beitrag unter „3.2 Darwinismus – etwas kritisch betrachtet“ arbeitet heraus, wie der Darwinismus das soziale Selbstverständnis des viktorianisch-imperialistischen Zeit ausdrückt.
Also: Ist der Sozialdarwinismus wirklich ein MISSbrauch des Darwinismus ??
„Es ist merkwürdig, wie Darwin unter Bestien und Pflanzen seine englische Gesellschaft mit ihrer Teilung der Arbeit, Konkurrenz, Aufschluß neuer Märkte, ‚Erfindungen‘ und Malthusschem ‚Kampf ums Daein‘ wiedererkennt.“ Marx, in einem Brief an Engels, zit. nach Eichelbeck, Das Darwin-Komplott, S. 122, leider ohne Quellenangabe, inhaltlich aber glaubwürdig )
„Dadurch, daß ich vielfach die Lebensweise und Sitten der Tiere studiert hatte, war ich darauf vorbereitet, den Kampf ums Dasein richtig zu würdigen; meine geologischen Arbeiten gaben mir eine Vorstellung von der Länge der verflossenen Zeiträume. Als ich dann durch einen glücklichen Zufall das Buch von Malthus ‚Über die Bevölkerung‘ las, tauchte der Gedanke der natürlichen Züchtung in mir auf …“ (Darwin an Haeckel, zit. nach Eichelbeck, Das Darwin-Komplott, S. 76)
Thomas Robert Malthus (1766-1834), Pfarrer, Nationalökonom und Sozialphilosoph, Schrift „Über die Bedingungen und Folgen der Volksvermehrung“ (1798); dort wird die Ansicht vertreten, daß sich die Bevölkerung notwendig weit schneller vermehrt als das Nahrungsangebot, was nur durch Ereignisse wie z.B. Kriege, Seuchen, Hungersnöte usw. neutralisiert werden könne.
Darwin schrieb am Ende der „Entstehung der Arten“ „So geht aus dem Krieg der Natur, aus Hunger und Tod unmittelbar die Lösung des höchsten Problems hervor, das wir zu fassen vermögen, nämlich die Erzeugung der höheren Tiere.“ (zit. nach Eichelbeck, Das Darwin-Komplott, S. 123)
Dadurch, daß die Evolutionstheorie der Darwinschen Zeit – Darwin selber hielt sich in seinem Buch über die Entstehung der Arten mit Annahmen über die Abstammung der Menschen bedeckt – die Abkunft der Menschen von den Tieren annahm, wurden alle grundsätzlichen Unterscheidungen zwischen Mensch (als Krone der Schöpfung) und Tier, wie sie in der herkömmlichen Weltanschauung geherrscht hatten, infrage gestellt bzw. zumindest stark relativiert. Der Übertragung einer biologischen Theorie ins Soziale war somit eine Hemmschwelle entzogen worden. Aber der Darwinismus war schon von vornherein eine irrige Sozialtheorie gewesen (der Malthusianismus, dessen Irrigkeit ich hier nicht darlege, sondern voraussetze), deren Übertragung in den Bereich der Biologie auch nicht stimmte: P. Kropotkin hat (zeitlich später) viele Beispiele für die gegenseitige Hilfe im Naturreich gesammelt hat, wo Darwin hauptsächlich Kampf sehen wollte (siehe Zitate z.B. bei Eichelbeck, Das Darwin-Komplott; Kropotkin hat auch Beispiele aus Darwins Buch über die Entstehung der Arten gebracht, die in Darwins Theorie vom Kampf ums Überleben nicht so recht hineinpassen). Daß Tiere vielfach andere Tiere fressen, bedeutet in der Regel keinen Kampf der Tier-ARTEN miteinander, denn die Einzeltiere sind bloße Repräsentanten ihrer Art, und zwischen den Arten stellt sich in der Regel in den Biotopen ein Gleichgewicht ein. Ebenso fressen Pflanzenfresser nur einen Teil der vorhandenen Pflanzen und lassen so ihre Nahrungsgrundlage bestehen (vgl. Eichelbeck, Das Darwin-Komplott, Kap. II.1. Der Mythos vom Kampf ums Dasein, S. 131 ff).
Der Darwinismus hat dem Malthusianismus die Aura des biologisch-wissenschaftlichen und damit eine erhebliche Wucht verliehen.
Ich halte den Darwinismus nicht für eine Wissenschaft, dazu steht er auf zu schwachen Beinen und legt seine Lücken in der Beweisführung und seine (eben uneingestandenen) Vor-Annahmen zu wenig offen. Ich halte den Darwinismus für eine Glaubens-Lehre und für einen versteckten Schöpfungs-Mythos – nur daß der Schöpfer hier der Zufall, der Selektionsdruck, die Materie sind, die aber offenbar zielgerichtet vorgehen.
Das grob unlogische an der Lehre ist, daß eine Ordnung auf höherer Ebene (wie die Organisation von Leben und Lebewesen) durch den Zufall entstanden sein soll.
Die Forderung, im Biologie-Unterricht nur den Darwinismus und keine anderen Schöpfungs-Lehren darzustellen, halte ich für eine (fundamentalistische) Forderung nach einem einem massiven Weltanschauungs-Zwang – im harmlosen, trügerischen Gewande der Neutralität.
Hier die Äußerungen, die für Unmut gegenüber der Humanistischen Union Marburg gesorgt haben; darunter meine Reaktionen darauf.
[1. Artikel von Hans Rink: Kreationisten starten Kampange gegen die Wissenschaft
Fundamentalisten formieren sich auch in Mittelhessen 26.09.2006 – hr [Hans Rink]
( http://www.hu-marburg.de/homepage/debatte/info.php?id=133#text ) ]
– Dazu meine Äußerungen:
Von „Bürgerrechtlern“ empfohlene Zwangsverpflichtung der
Bio-Lehrer, den Darwinismus als bewiesen hinzustellen?
„Der DARWINISMUS hat Denken und Handeln der Menschen mehr als hundert Jahre
lang in eine falsche Richtung gelenkt. Er hat das Vertrauen der Menschen in
eine höhere Ordnung untergraben und ihre paranoiden Sozialneurosen
verstärkt, ihre Angst vor der “feindlichen†Natur, vor den “feindlichenâ€
Nachbarn, vor den “feindlichen†Bakterien, Viren, Pollen undsoweiter. Er hat
uns zu einem Krieg gegen die Natur verleitet, der schon längst ein Krieg
gegen uns selbst geworden ist. “ aus: Reinhard Eichelbeck, Das
Darwin-Komplott
Lieber Hans Rink,
ich bin erschreckt über den im Gewande des „Bürgerrechtlers“ vorgetragenen
inquisitorischen und intoleranten Ton und die Undifferenziertheit Deiner
Äußerungen zum Thema „Evolutionismus oder Kreationismus“. Insbesondere
möchte ich darauf hinweisen, daß hier durch eine Polarisierung „hier
Evolutionismus, dort Schöpfungslehre, hier ‚die‘ (!!!) Wissenschaft, dort
‚der‘ (!!!) Glaube“ die heute durchaus notwendige sachliche und ernsthafte
Auseinandersetzung um Evolution und die verschiedenen (!!!!!!!!!)
Evolutionstheorien und den Darwinismus und deren Wissenschaftlichkeit und um
die Schöpfungsvorstellung und ihre verschiedenen (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!)
Varianten/Auslegungen unterdrückt zu werden droht.
Daß es außer der evangelikalen und der römisch-katholischen Auslegung der
biblischen Schöpfungslehre noch viele andere Interpretationen der
Schöpfungslehre gibt, dürfte Dir bekannt sein, nicht zuletzt aus den
beigefügten Leserbriefen, die ganz offensichtlich nicht alle von
Evangelikalen stammen.
Die Bezeichnung „Kreationismus“ besagt zunächst einmal nur „eine Ansicht,
daß es eine Schöpfung gegeben hat oder gegeben haben könnte“, d.h. sie
beinhaltet durchaus nicht unbedingt eine evangelikale oder den Evangelikalen
nahestehende Weltsicht. Wenn evangelikale Kreationisten sich als „die“
Kreationisten hinstellen, dann ist das anmaßend. Wenn die Gegner die
evangelikalen Kreationisten als „die“ Kreationisten hinstellen, dann wird
damit entweder beabsichtigt oder billigend in Kauf genommen, Fehler und
Einseitigkeiten der evangelikalen Kreationisten der Schöpfungslehre
insgesamt pauschal anzulasten. Das halte ich für intellektuell unredlich.
Das im folgenden angerissene Buch “Das Darwin-Komplott†habe ich gelesen
und ich kann es auch empfehlen.
Es bezieht sich auf die wissenschaftliche Haltbarkeit der gängigen
darwinistischen Behauptungen und inbesondere auf die im Darwinismus
transportierte soziale Botschaft, auf die man insbesondere heute, in einer
Zeit der hemmungslosen Verherrlichung der Konkurrenz der Menschen, durchaus
hinweisen sollte.
Ich bin von klein an an Naturwissenschaft interessiert und habe Medizin
studiert. Ich halte sehr sehr viel von der Unterscheidung zwischen Wissen
und Vermutung. Schaut man sich an, was die heutige „Naturwissenschaft“ als
Wissen behauptet, dann hapert es sehr oft an der Überprüfbarkeit. Nicht
alles, was Wissenschaftler als Wissenschaft behaupten, ist auch welche.
Heute ist vielfach die Verordnung kirchlicher Dogmen bloß ersetzt worden
durch die Verordnung „wissenschaftlicher“ Dogmen. Ein wissenschaftliches
Verhältnis zur Wissenschaft legt Wert darauf, die Behauptungen der
„Wissenschaftler“ / „der“ „Wissenschaft“ zu prüfen, ob die Beobachtungen
korrekt sind, ob die Ideen zu den Beobachtungen passen und ob die Ideen in
sich stimmig sind. Ein gläubiges Verhältnis zur Wissenschaft ist
unwissenschaftlich. Annahmen, die Naturwissenschaftler aufgrund von
Beobachtungen und Überlegungen machen, als Tatsachen hinzustellen, ist in
höchsten Maße unseriös.
Und andererseits sind durchaus nicht alle Ideen, die nicht durch Wissenschft
hervorgebracht wurden, allein deshalb schon falsch. Man braucht ja nur
einmal in die Landbau-Methoden zu schauen: Nach Jahrzehnten
„naturwissenschaftlich fundierter“ Anbaumethoden hat die Naturwissenschaft
eine Menge von Schädigungen durch die modernen Anbaumethoden erkennen müssen
und andererseits, wie viel Vernunft in einer Reihe von traditionellen
Anbaumethoden steckt, die nicht auf Naturwissenschaft basieren. Dies nur als
ein kleiner Hinweis, daß „Offenbarungs-Wissen“ nicht allein dadurch, daß es
nicht durch Wissenschaft hervorgebracht wurde, schon als unsinnig
qualifiziert ist.
Man braucht beileibe kein Evangelikaler zu sein, um am Darwinismus zu
zweifeln. Darwin selber hat übrigens seine Ansicht als Hypothese verstanden,
später wurde sie als erwiesene Tatsache angenommen, ohne daß sie bewiesen
wurde. Ich hänge übrigens nicht dem Dogma an, Evolution (d.h. Entwicklung
der Arten) und Schöpfung würden sich kategorisch ausschließen, es ist ja
auch eine schrittweise Schöpfung denkbar, in die der Schöpfer immer wieder
neue Schöpfungsimpulse hineingibt, z.B. als Entwicklungsimpulse, die er in
das Innere seiner Geschöpfe hineingibt. Für Hegel, Rudolf Steiner, Pierre
Teilhard de Chardin u. Reinhard Eichelbeck sind Evolution u.Schöpfung keine
unvereinbaren Gegensätze und sie waren keine Evangelikalen, ebensowenig wie
P. Kropotkin, der viele Beispiele (siehe z.B. bei Eichelbeck, Das
Darwin-Komplott) für die gegenseitige Hilfe im Naturreich gesammelt hat, wo
Darwin hauptsächlich Kampf sehen wollte.
Und man denke ja nicht, man könne aus fossilen Funden allzuviel erschließen.
Das menschliche Skelett z.B. entwickelt sich zu großen Teilen aus einer
knorpeligen Form, die später in Knochen umgewandelt wird; aus dem
Verknöcherungsgrad der Handwurzeln kann man z.B. grobe Schätzungen über das
Alter Heranwachsender ableiten. Aber die Knorpel, die nicht verköchert sind,
lösen sich bei Leichnamen viel schneller auf als [nächstes Wort nachträglich korrigiert:] die Knochen. Dies möchte
ich als Hinweis darauf geben, daß sich von Körperformen, die nicht so stark
mineralisiert sind wie z.B. Knochen, oftmals nach relativ kurzer Zeit keine
fossilen Spuren mehr finden. Der Paläontologie (der Wissenschaft von den
früheren Lebensformen) kann es somit schnell so gehen wie dem Betrunkenen,
der seinen Schlüssel verloren hatte und unter der Laterne suchte, bloß weil
dort Licht war (nicht aber weil er dort den Schlüssel verloren hatte. Darwin
hat sich übrigens viel mit Tierzüchtern und Gärtnern ausgetauscht und vieles
davon ist in seine Theorie eingeflossen ; aber Züchter züchten eben nur
Rassen, Arten können sie nicht züchten (wer hat Gegenbeispiele?); aus der
Züchtungsmethode für Tier-Rassen auf die Entstehungsart von Tier-Arten zu
schließen, ist schon recht gewagt.
Weitere Ausführungen sollen noch folgen.
Viele Grüße Gerd Ribbert (Dazu noch der Hinweis auf ein Darwinismus-kritisches nicht-evangelikales Buch:
Wir leben nicht in Darwins Welt ( http://www.reinhard-eichelbeck.de/ ) (Hinweis auf „Das Darwin-Komplott“, 1999, von Reinhard Eichelbeck) )
>
_______________
[2. Presseerklärung von Franz-Josef Hanke für die Humanistische Union Hessen:
Finsteres Mittelalter an hessischen Schulen?
HU Hessen gegen Bibel im Biologie-Unterricht FJH [Franz Josef Hanke] – 12.10.2006
http://www.hu-marburg.de/homepage/presse/info.php?id=58#pressemitteilung ]
– Dazu meine Äußerung :
totalitäre Äußerungen von der HU-Hessen Re: PM: HU Hessen gegen
Bibel im Biologie-Unterricht
Lieber Franz-Josef Hanke,
ich finde die Presseerklärung furchtbar und totalitär und als eine Forderung
nach geistiger Unterdrückung der Schöpfungslehre (in sämtlichen Auslegungen,
nicht nur der evangelikalen) und jeglicher Kritik der vorherrschenden (!!!)
Evolutions- und Weltentstehungstheorien im Schulunterricht.
In welchem Land leben wir denn? Haben die Kultusminister festzulegen, welche
Weltentstehungserklärung als die richtige gilt?
Seit wann wird denn behauptet, daß die Schöpfungsgeschichte eine
wissenschaftliche Erklärung ist? Ist sie allein deshalb schon falsch, weil
sie nicht durch wissenschaftliche Bemühung zustande gekommen ist? Kann man
die Schöpfungsgeschichte einfach im Biologie-Unterricht ignorieren – unter
dem Deckmantel der „Freiheit von Religion“? Darf man im Biologieunterricht
nicht die Frage nach dem Erklärungswert der Schöpfungslehre stellen? Was Du
hier forderst, ist (Reihenfolge korrigiert:] ein staatlich verordnetes
materialistisch-reduktionistisch-mechanistisches Weltbild im
Biologieunterricht, durchgeführt von Lehrern, die nach staatlichem Lehrplan
unterrichten. Ein ganz und gar nicht unerheblicher Effekt dabei ist, daß der
Schüler im Unterbewußtsein lernt, daß der Lehrer ein Kriecher ist, der
entgegen seiner Überzeugung und nur nach staatlicher Vorgabe unterrrichtet.
Ich halte die Hinweise auf die Fragwürdigkeit des Darwinismus und so mancher
geologischer Zeitvorstellungen für berechtigt und überfällig – ohne daß ich
die evangelikale Weltsicht teile. Ich weise auch darauf hin, daß die
evangelikale Weltsicht und der militante Atheismus und Materialismus eine
Gemeinsamkeit haben, nämlich das Bestreben nach Unterdrückung aller Hinweise
auf Übersinnliches. (Das sieht bei den Evangelikalen so aus, daß alle
nichtsinnlichen Erlebnisse, die nicht in ihren Kram passen, als vom Teufel
kommend hingestellt werden; die Atheisten und Materialisten reden dann eher
von Täuschung, Betrug, psychischen Erkrankungen.)
Zum Glück haben diese Bestrebungen keine Aussicht auf Erfolg.
Daß Du die Verfasser sämtlicher von Hans Rink verschickter Leserbriefe
(siehe Email an Hans Rink unten [oben schon wiedergegeben], Email von Hans Rink dabei [siehe oben,“Artikel von Hans Rink: Kreationisten starten Kampange gegen die Wissenschaft Fundamentalisten formieren sich auch in Mittelhessen 26.09.2006″]), die ich für
berechtigt und weitgehend sachlich halte, als Evangelikale hinstellst, heißt
, daß Du zu Differenzierungen entweder nicht in der Lage oder nicht willens
bist.
Bitte beachte die unten folgende Email an Hans Rink sowie davor Äußerungen
von Hegel Evolution und Emanation (zur Emanation kann man auch die biblische
Schöpfungslehre zählen).
Grüße, Gerd Ribbert
> ——-
>
> Hegel zur Vorstellung von Evolution und Emanation
>
> (zur Emanation kann man auch die biblische Schöpfungslehre zählen [nachträgliche Anmerkung: es wäre sehr zu überlegen, ob die Schöpfungsgeschichte der Bibel zur Evolution oder zur Emanation oder irgendwo dazwischen zu zählen ist]):
Hegel hält den Unterschied zwischen beiden für philosophisch wenig interessant;
> er weist darauf hin, daß das Unvollkomenere das Vollkommenere schon als
> existierend (geistig existierend) unterstellt; die Vorstellung, daß der
> Mensch aus dem Tiere entsprungen sei, war ihm schon bekannt er starb 6
> Wochen vor (!) der Abfahrt des Forschungsschiffs Beagle, auf dem Darwin
> u.a. zu den Galapagos-Insel fuhr ).
> Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
> (1830), § 249 (Suhrkamp Theorie Werkausgabe):
> „Die Natur ist als ein System von Stufen zu betrachten, deren eine aus der
> anderen hervorgegangen ist, aus welcher sie resultiert, aber nicht so, daß
> die eine aus der anderen natürlich erzeugt würde sondern in der inneren,
> den Grund der Natur ausmachenden Idee. […] Der Begriff setzt alle
> Besonderheit auf allgemeine Weise zumal in die Existenz. Es ist völlig
> leer, die Gattungen vorzustellen als sich nach und nach in der Zeit
> evolvierend; der Zeitunterschied hat ganz und gar kein Interesse für den
> Gedanken. […] Die zwei Formen, in denen der Stufengang der Natur gefaßt
> worden, sind Evolution und Emanation. Der Gang der Evolution, die vom
> Unvollkommenen, Formlosen, anfängt, ist […..] aus dem Tiere sei endlich
> der Mensch entsprungen […] [Zur Emanation:] Der Fortgang vom
> Vollkommeneren zum Unvollkommeneren ist vorteilhafter, denn man hat dann
> den Typus des vollendeten Organismus vor sich; und dies Bild ist es,
> welches vor der Vorstellung dasein muß, um die verkümmerten Organisationen
> zu verstehen. Was bei ihnen als untergeordnet erscheint, z.B. Organe, die
> keine Funktionen haben, das wird erst deutlich durch die höheren
> Organistationen, in welchen man erkennt, welche Stelle es einnimmt. Das
> Vollkommene muß nun, wenn es vorteilhafter sein soll, nicht nur in der
> Vorstellung, sondern auch als existierend sein.“
Nachdem ich schon wiederholt gebeten worden bin, mir die Diskussion in diesem Blog anzusehen, habe ich mir
heute die Mühe gemacht.
Mein erster Eindruck, was meine Position und meine Aussagen betriftt ist: Ich bin bereits vorverurteilt
alst intolerant, militanter Atheist und atheistischer
Fundamentalist. Vielleicht ist wenigstens Jens Bert-
rams dazu bereit, dieses Bild, eigentlich ist es mehr
ein Feindbild, zurückzunehmen und mir Verständnis ent-
genzubringen.
Seit uns Geschichte schriftlich überliefert wurde, sind den in allen Teilen der Welt verschiedene Modelle
der Sinngebungsversuche und der Erklärung des Lebens entstanden. Es entwickelten sich nicht nur die ver-
schiedensten Religionen, sondern auch, besonders in
der grieschichen Antike, Modelle, die Enstehung der
Welt wissenschaftlich zu erklären und dem Glauben an
die Alllmacht der Götter wurde aufklärerische Philo-
sophie entgegensetzt schon vor über 500 Jahren vor un-
serer Zeitrechnung, ja, es gab damals schon Atheisten
und Agnostiker. Der griechische Philosoph Xenophanes
spottete: Wenn die Pferde Götter hätten, würden diese
wie Pferde aussehen.
Im christlich gesprägten Abendland waren dies Traditi-
onsstränge bis zur beginnenden Aufklärung abgeschnit-ten. Schlimmer noch, viele der Schriften der großen Griechen, die christliche Eiferer schon vom 4. Jahr-hundert an verbrannten, blieben uns nur erhalten, weil sie von Muslimen aufbewahrt und weiterverbreitet wurden. Das Christentum, nicht nur die katholische
Kirche, kannte nur eine Wahrheit, die den Völkern mit
Gewalt aufgezwungen wurde.
Erst der Rückgriff auf die Werte der antiken Philoso-phie, Kunst und Wissenschaft, auch Renaissance ge-
nannt, ermöglichte die Freiheit des Denkens, die so genannte Aufklärung, und die wissenschaftlichen Ent-deckungen der Neuzeit. Der Papst(und auch Martin Lu-ther) konnte einem Wissenschaftler nicht mehr vor-schreiben, dass sich die Sonne um die Erde zu drehen habe.
Ich kürze jetzt ein wenig ab, indem ich Kant, Niet-zsche, Feuerbach nur einmal erwähne und komme gleich
zum Urknall. Bin ich ein militanter Atheist, wenn ich
behaupte, dass die Urknalltheorie nach neuesten wis-
senschaftlichen Erkenntnisen – ich denke dabei u.a. an
die Verleihung des Physik-Nobelpreises 2006 – als er-
wiesen gelten kann? Bin ich ein atheistischer Funda-mentalist, wenn ich behaupte, dass die Evolutionsthe-orie heute wissenschaftlich belegt ist, von einzelen
Irrtümern des guten Charles Darwin abgesehen? Haben
sich denn bei mir die Maßstäbe verschoben, wenn ich
es ablehne, krampfhaft eine Gleichrangigkeit der wis-senschaftlichen Ergebnisse und den Berichten der Gene-
sis herzustellen?
Zum Schluß noch eine Zitat eines großen Wissenschaft-lers der Neuzeit, Siegmund Freud: „Es gibt keine In-stanz über der Vernunft.“
Hsns Rink
1. Atheismus ist eine quasireligiöse Einstellung und eben auch ein Glaube!
2. Keine wissenschaftliche Theorie ist voraussetzungslos. Ich denke, dass wir den Positivismus hinter uns haben.
3. Der Kreationismus wird dann unwissenschaftlich und fundamentalistisch, wenn er behauptet zu wissen, wie es „wirklich“ war und verschweigt, dass auch er nur eine Theorie anzubieten hat.
4. Der Kreationismus bleibt dann wissenschaftlich, wenn er seine Vorausetzungen offen legt und lediglich aufzeigt, dass sich die harten Fakten unter kreationistischen Voraussetzungen genauso in ein in sich schlüssiges System einbinden lassen, wie das unter den offenzulegenden Voraussetzungen der Evolution möglich ist. Missing links sind eben nun mal „missing“ links. Sorry
@Hans Rink: Zunächst einmal vielen Dank für deine Äußerung. Mit meinem Anfangsartikel wollte ich in keiner Weise jemanden persönlich angreifen, und es tut mir leid, falls du das so verstanden hast. Es ging mir allein um die Sache und die Art, wie man über diese Sache spricht. Die Diskussion hat mich sehr bereichert, und ich möchte zum besseren Verständnis noch einmal kurz zusammenfassen, was meine Meinung in diesem Punkt ist:
1. Ich bin selbst Atheist. Ich glaube nicht an Gott, wie ich auch in diesem Blog schon dargelegt habe. Wenn ich mich dennoch für die Behandlung
der Religion im Schulunterricht ausspreche, dann tue ich dies, wie oben geschrieben, um den Kindern in der Schule eine echte Wahlmöglichkeit zu geben. Dadurch, dass man eine Sache verschweigt und verbietet, die einem unangenehm ist, wird sie nicht besser, sondern im Endeffekt verstärkt sich ihre Anziehungskraft. So sollten wir mit Religion einfach nicht umgehen. Ich stimme euch aber zu, dass Religion und Kreationismus im Biologieunterricht nichts zu suchen hat, diese Klarstellung ist wichtig.
2. Religion ist ein Phänomen unserer Gesellschaft. Man kann sehr wohl anderer Ansicht sein, und ich bin das sehr massiv. Ich habe aber gelernt, dass es wichtig ist, sich offen mit den Meinungen, die einem nicht passen, auseinanderzusetzen, nicht, sie zu verschweigen oder zu verbieten, oder nicht einmal, sie in bausch und bogen zu verdammen. Je emotionsgeladener die Sichtweise gegenüber Religion ist, desto mehr Menschen fühlen sich von der Religion angezogen. Es sind die Argumente, die zählen. Wir können Menschen nicht davon abhalten, in die Fänge religiöser Eiferer zu geraten, indem wir sie verdammen, und zwar auf eine fast schon religiöse Weise. Ich hatte bei einigen Äußerungen von dir in dem Artikel, den Gerd Ribbert hier verlinkt hat, das Gefühl, du vertrittst eine solche Haltung. Ich finde sie in der Wortwahl hin und wieder der Sache nicht dienlich, und sie erinnert mich eben hin und wieder an religiöse Eiferer, bezogen auf die Heftigkeit, mit der du Äußerungen machst. Einer anderen Meinung zu sein, entspricht keiner Vorverurteilung, denn ich hatte die Berichte ja gelesen. Es handelte sich lediglich um eine andere Meinung, die man ja miteinander ausdiskutieren kann.
3. Durch die Diskussion in diesem Blog sind unsere Meinungsverschiedenheiten auf ein Minimum geschrumpft. Wie gesagt bin ich selbst nicht religiös, setze mich lediglich für die gleichberechtigte Verbreitungsmöglichkeit aller Meinungen ein, und für einen konstruktiven, ofenen, demokratischen Umgang damit. Ich habe aber erkannt, dass der Kreationismus im Biologieunterricht absolut nichts zu suchen hat, solange und soweit es ein Unterrichtsfach gibt, in dem neutral die verschiedenen Weltanschauungen debattiert werden können, was ich für die Entwicklung unserer nachfolgenden Generation zu freien, selbstbestimmten Menschen für unbedingt erforderlich halte. In der Sache, dass wir nämlich diese kreationistischen Theorien ablehnen, waren wir uns zu keinem Zeitpunkt uneinig, es geht mir nur um einen klugen, demokratischen Umgang mit diesen Meinungen. An einem Gespräch hierzu, vielleicht auch außerhalb dieses Blogs, wäre ich persönlich übrigens sehr interessiert.
Über die Bedeutung und den Stellenwert der Religion
in unserer Gesellschaft oder für die Menschen über-
haupt kann man durchaus geteilter Meinung sein, ohne
dass man sich dabei unterstellen lassen muss, einsei-tig zu sein. Ich hatte deshalb in meinem Beitrag vom 7.12.2006 versucht, die Perspektive etwas zu erwei-tern und den Blick darauf zu lenken, dass sich im Lau-fe der uns durch Überlieferung bekannten Weltgeschich-te die verschiedensten Religionen und Sinngebungs- und Erklärungsversuche für die Entstehung der Welt und des Lebens entwickelt haben. Des weiteren hatte ich daraufhingewiesen, dass es bereits in der Antike, besonders im alten Griechenland über 500 Jahre vor un-serer Zeitrechnung Denker gab, die die Welt nach wis-senschaftlichen Modellen zu erklären versuchten und den religiösen Denkmodellen philosophisch-aufkläre-rische Denkmodelle entgegen setzten. Das relativiert logischerweise die Bedeutung der Religionen.
Man sollte den Schülerinnen und Schülern im Ethik-
oder LER-Unterricht eine solche offene Weltsicht ver-
mitteln und nicht methodisch den anderen Weg gehen,
den Schülern zunächst das Christentum und die anderen
Religionen vorzustellen und erst in einem zweiten Schritt zu erwähnen, dass es auch Philosophen und Re-ligionskritiker gab und gibt, die sich – horribile di-ctu – als Atheisten oder Agnostiker verstehen. Um es
auf den Punkt zu bringen: Die berühmte Gretchenfrage
lautet für mich nicht: Wie hältst Du´s mit der Religi-on sondern: Wie hältst Du´s mit der Wissenschaft. Wo-
bei mir, ich sage das, weil es in einem Beitrag an-
klang, Probleme des Positivismus oder des von einigen Philosophen so genannten Wissenschaftsabgerglaubens
bekannt sind.
Zu meinem in der lokalen Presse erschienen Leserbrief
möchte ich noch folgende Informationen geben: Es ist
mir klar, dass diese evangelikalen und fundamentalis-
tischen Christen, die – bittesehr- nicht so bezeich-net werden möchten, sich darüber ärgern, wenn man ih-nen groben Unfug vorwirft, weil sie methodisch nicht zwischen wissenschaftlichen Tatsachen und Theorien un-terscheiden. Und mir ist auch bewußt, dass es auf die-se Leute fast wie das berühmte rote Tuch beim Stier-kampf wirkt, wenn ma sie mit Aussagen der Evangeli-
schen Kirche oder des Papstes konfrontiert. Ich ken-
ne diese Menschen. Sie sind in meinem Heimatort im Hinterland und der weiteren Umgebung zahlenmäßig re-lativ stark vertreten. Sie haben schon immer so oder
so ähnlich argumentiert, wie es in diesen Leserbrie-
fen zum Ausdruck kommt. Neu ist jedoch dabei, dass man
die Evolutionslehre als bloße, nicht bewiesene Theorie
hinzustellen versucht und gleichzeitig die Umgestal-tung der Lehrpläne nach dem Vorbild einiger Bundes-staaten in den USA fordert. Neu ist auch argumentativ,
dass die Kreationisten die Lehre vom „intelligent de-sign“ übernehmen. Neu und in der Öffentlickeit kaum bekannt ist auch, dass in großem Umfang aus den USA Geldsummen und Informationsmaterial (oder sollte man lieber sagen Propagandamaterial?) nach Deutschland kommen. Auch das ominöse „Lehrbuch“, das illegal an der Gießener Francke-Schule verwendet wurde, ist ame-rikanischen Ursprungs bzw. nach US-amerikanischen Vor-
bildern gestaltet worden.
Ich hatte mich in meinem Leserbrief ausdrücklich ge-gen die Forderung verwahrt, dass an den Schulen wis- senschaftliche Tatsachen relativiert und religiös ge-
glaubte Wahrheiten als gleichwertig oder gleichberech-
tigt daneben gestellt werden sollen. Dazu habe ich ar-
gumentiert, in einem demokratischen Staat, in dem Mei-
nungsfreiheit und -vielfalt durch die Verfassung ge-
schützt sind, dürfe es so etwas nicht geben. Ich hal-
te es für unredlich, wenn man mir, wer immer das auch tut, deshalb Intoleranz vorwirft noch oder weiterge-
hender – was ich fast für eine böswillige Unterstel-
lung ansehe – ich würde als Mitglied der Bürgerrechts-
organisation Humanistische Union einer Zensur das Wort
reden.
Hans Rink
Lieber Hans Rink,
wieso fühlst Du Dich immer gleich persönlich angegriffen, wenn man Deine Äußerungen und Forderungen angreift? Darf man das nicht äußern, wenn man Äußerungen für gänzlich inakzeptabel, weil intolerant und inquisitorisch hält?
Du schreibst „Es ist mir klar, dass diese evangelikalen und fundamentalistischen Christen, die – bittesehr – nicht so bezeichnet werden möchten, sich darüber ärgern, wenn man ihnen groben Unfug vorwirft, weil sie methodisch nicht zwischen wissenschaftlichen Tatsachen und Theorien unterscheiden.“ Aber bei Dir selber konnte ich feststellen, daß Du nicht unterscheidest zwischen Tatsachen und Theorien. Man sollte nämlich sich hüten, Hypothesen und Schlußfolgerungen als beobachtbare Phänomene hinzustellen. Wenn z.B. religiöse Menschen sagen „Die Offenbarung / die Heilige Schrift/ unser Prophet /o.ä sagen: das war so und so mit der Schöpfung …“ , dann kann man einwenden: „Woher weißt du das, warst Du denn dabei?“ . Also diese Skepsis halte ich für durchaus berechtigt. Aber wenn dann ein sogenannter Wissenschaftler so redet, als sei er bei der Evolution in ihrem ganzen Ablauf zugegen gewesen, dann halte ich das für genauso anzweifelbar! Was „die Wissenschaft“ über den Ablauf der Evolution äußert, das ist nicht direkt beobachtet und nicht direkt beobachtbar, sondern aufgrund von Beobachtungen (z.B. Fossilien) und Denken rekonstruiert. Das sind Resultate von wissenschaftlichen Forschungen, die anhand ihrer Beobachtungen und Überlegungen – welche regelmäßig eine Reihe von Vorannahmen, z.B. über die Konstanz von Naturprozessen in früheren Zeiten oder über z.B. andersartige Lebensbedingungen in der Atmosphäre oder andere Verwesungsbedingungen, z.B. im Moor usw. – zu bestimmten Annahmen über den Ablauf der Evolution gekommen sind. Und diese Resultate sind – das ist das wissenschaftliche – überprüfbar sein durch die Überprüfbarkeit der einzelnen Verfahrensschritte von Beobachten und Denken. Das kann im einzelnen recht schwierig sein, aber es muß im Prinzip gegeben sein, sonst kann man nicht von Wissenschaft reden. Aber wenn Du wissenschaftliche – oder angeblich wissenschaftliche – Anschauungen zu Tatsachen erklärst, dann praktizierst Du keine wissenschaftliche, sondern eine vor-wissenschaftliche Haltung gegenüber den Resultaten der angeblichen Wissenschaft – und diese vor-wissenschaftliche Haltung fordest Du von anderen auch noch ein. Was ist dann der Unterschied zu früheren Zuständen? Früher sagte der Klerus „so und so war das“ oder man sagte „so und so steht es in der Bibel, und da steht eben die Wahrheit drin“, und es wurde verlangt, das auf Autorität hin zu akzeptieren. Heute heißt es „die Wissenschaft hat festgestellt“ und das soll dann akzeptiert werden. Dann haben wir statt dem römischen Papst eben einen staatlich eingesetzten Biologe-Papst – und nun soll geglaubt werden, was der „feststellt“. Wer diese Darstellung für übertrieben hält, dem empfehle ich einmal, sich kundig zu machen über die vom Biologen Prof. Kutschera (Kassel) veranlaßte Sperrung von Darwinismus-kritischen Intelligent Design-freundlichen Internet-Seiten von Wolf-Ekkehard Lönnig (Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtung in Köln). Es gibt in der Jungle World dazu einen lesenswerten Artikel von Cord Riechelmann „Kann das alles Zufall sein?“ (Jungle World 51/2005 v. 21.12.2005; der Artikel erscheint nicht sofort, weiter klicken auf „» zur Jungle World“). Das Suchwort „Wolf-Ekkehard Lönnig“ bringt auch einige Interessante.
Ich möchte nicht behaupten, daß ich ein Anhänger von Lönnig sei. Aber wenn man sieht, wie hier bestimmte wissenschaftlich vorgetragene Positionen aus bestimmten Veröffentlichungen herausgehalten werden, dann bekommen Argumentationen vom Schlage „die Wissenschaft hat festgestellt“ doch einen sehr sehr scharfen, um nicht zu sagen verdorbenen Geschmack. Für den Menschen mit einer wissenschaftlichen Haltung zur Welt muß es, so möchte ich einmal ganz pointiert behaupten, egal sein, ob eine Behauptung „so und so hat sich die Entstehung der Erde und der Lebewesen auf ihr zugetragen“ von „der“ Wissenschaft oder aus einer Offenbarung kommt, denn solange der einzelne erkennende Mensch die vorgeblich wissenschaftliche Fetstellung nicht selber erarbeitet hat, ist sie für ihn genauso eine bloße zu überprüfende Behauptung wie irgendeine Offenbarung bzw. angebliche Offenbarung. Und das heißt auch: ich kann nicht bloß deshalb, weil ein angebliches Wissen nicht der Wissenschaft (bzw. der vorgeblichen Wissenschaft) entstammt, gleich sagen „das ist alles Quatsch“ bzw. „das muß alles Quatsch sein“ und die Überprüfung ablehnen. Kann man sich von vornherein sicher sein, daß alles, was z.B. der Papst sagt, nicht stimmt? Ich denke, es gibt da viele sehr scharfe Gegner des Papstes, die das nicht so sehen.
Also wenn es heute darum ginge, daß der Darwinismus im Schulunterricht in Biologie nicht mehr dargestellt werden dürfte, dann wäre ich ganz vehement dagen, so vehement, wie ich gegen den Darwinismus selber bin. Aber die jetzige Situation ist doch die, daß die Anhänger des Darwinismus verlangen, man solle im Bio-Unterrricht keinen anderen Ansichten neben dem Darwinismus als Erklärungen der Entstehung der Arten zulassen. Es würde doch die Schüler vermehrt zu eigenem Denken veranlassen, wenn sie verschiedene Ansichten zu dem Thema hören würden. Es kann doch nicht darum gehen, die Schüler mit dem „richtigen Wissen“ anzufüllen – das ist doch alte Paukschule und nicht Erziehung zu eigenem Denken.