Kriegstagebuch 4: Unter atomarer Bedrohung, voller Zweifel und extrem aufgewühlt

Der vierte Tag beginnt, und weil ich schon früh nicht schlafen kann, stürze ich mich erstmals in den Journalismusmodus und lese mich in die Fakten und Hintergründe ein.

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Kriegstagebuch 3: Machtspiele und Leid

Der dritte Kriegstag beginnt, und ich kann derzeit nicht schlafen, obwohl es noch nicht 5 Uhr ist. Beunruhigende, zynische und sich widersprechende Nachrichten jagen einander. In Kiew hat die Eroberung begonnen.

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Kriegstagebuch 2: Umherirrende Gedanken

Es läuft der zweite Tag der Invasion Russlands in der Ukraine. Manche Journalisten sagen, die Ukraine sei bereits verloren, die Ukrainische Regierung behauptet, man halte sich den Umständen entsprechend gut. Es wird viele Flüchtlinge geben, und die Sanktionen scheinen wirkungslos.

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Sanktionen gegen Russland? Was nützen sie noch, wenn wir viel zu sehr verbandelt sind, als dass es nicht uns selbst ebenso sehr treffen würde? Die soziale Unruhe nimmt dann zu, wenn das Benzin teurer wird, oder einige Luxusgüter nicht zu haben sind. Worüber denken wir im Westen nach, während die Menschen in der Ukraine sterben?

Sie sterben, weil die Weltordnung und das Völkerrecht nur schöne Worte waren. Solange auch die demokratischen Staaten ein starker Pol waren, und zwar politisch, wirtschaftlich und militärisch, solange gab es eine Art von Respekt voreinander. Damit ist jetzt schluss! Wladimir Putin hat uns das binnen eines Tages klar gemacht. Wir Traumtänzer haben gedacht, wir hätten etwas erreicht in den letzten Jahrzehnten. Zivilisation ist eine dünne Tünche! Jetzt müssen wir begreifen, dass die größten und wirtschaftlich wie militärisch stärksten Länder der Welt autokratische Länder sind, oder sich zumindest auf dem Weg dorthin befinden. China, Russland, Indien. China bestimmt die neue Weltordnung. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Staaten des Westens haben nicht nur ihre Werte verloren, sondern auch ihre Entschlossenheit und ihre innere Stabilität. Von Rechts wird alles in Frage gestellt, was uns heilig sein sollte.

Der Westen ist schwach. Wir in Deutschland haben uns seit Jahrzehnten der Illusion hingegeben, wir könnten uns aus direkten Kriegsbeteiligungen raushalten und mit Waffendeals unsere Gewinne machen. Nach außen waren wir die friedlichste Nation der Welt. Jetzt merken wir, dass auch wir bedroht werden können, und dass wir dafür keinesfalls gerüstet sind. Müssen wir nicht vielleicht doch zu den Zeiten zurückkehren, in denen wir militärisch gut ausgerüstet waren, aber auf gar keinen Fall uns an irgendwelchen Einsätzen beteiligten?

Ich habe Kriegsangst, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie er sich hier anfühlen würde. Vielleicht gar nicht, denn Putin droht mit Atomschlägen, das hat mit dem Krieg, wie unsere Eltern und Großeltern ihn beschrieben haben, absolut nichts mehr zu tun. Wenn wir in den nächsten Monaten in einen Krieg hineingezogen werden, ist es vermutlich ein nuklearer Schlagabtausch.

Die Menschen in der Ukraine sterben, und viele im Westen haben Angst vor höheren Benzinpreisen. Wie widerlich doch diese Haltung ist. Über die Sanktionen wird Russland lachen, China wird sich freuen. Es gibt keine weltweit geteilten Werte mehr, nicht mal mehr ein Mindestmaß, nicht einmal mehr einen kleinsten gemeinsamen Nenner.

Immer noch schreibe ich wirre Gedanken auf und habe kein Konzept, könnte für den Ohrfunk keinen Kommentar schreiben, der etwas sinnvolles und neues enthält. Wie oft hat man in den letzten Jahren doch behauptet, mit Krieg könne man nichts mehr gewinnen, das hätten die meisten global Player eingesehen. Jetzt wissen wir es besser.

Es ist Abend geworden, und ich verfolge die Live-Ticker großer Zeitungen. Es wird nicht viel über Kampfhandlungen berichtet, vielmehr wird über Reaktionen gesprochen, über Verhandlungen, Telefongespräche, über Anti-Kriegs-Demonstrationen in Russland und Deutschland, über Sanktionen gegen Personen, über die Aufforderung an einen in Deutschland arbeitenden russischen Star-Dirigenten, sich von Putin zu distanzieren. – Was soll das? Solange er den Krieg nicht verherrlicht oder öffentlich rechtfertigt, sollte ihn niemand dazu auffordern dürfen.

Richten wir uns im Krieg ein? Ich hoffe nicht. – Müde bin ich, es ist alles bitter und traurig. – Es wird Zeit, dass ich schlafe. Morgen ist auch wieder ein Tag.

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Kriegstagebuch 1: Der Krieg ist zurück in Europa und in meinem Kopf

Der Krieg ist zurück in Europa. Macht und Frechheit siegen. Offen droht Russlands Präsident Putin mit einem Atomschlag gegen alle Länder, die sich ihm in den Weg stellen wollen. Die Weltordnung ist Geschichte. – Mein Eindruck vom ersten Kriegstag.

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Gibt es Krieg? Gedanken zum Russland-Ukraine-Konflikt

Ich weiß nicht, ob bei Veröffentlichung dieses Beitrages Krieg in der Ukraine herrschen wird oder nicht. Ich persönlich gehe davon aus, dass der Kriegsfall nicht in dieser Woche eintritt, doch es ist eine Situation geschaffen worden, die jederzeit in einen Waffengang münden kann. Allerdings versteht kaum jemand den Grund dafür, also möchte ich hier versuchen, den Hintergrund zu erklären.

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Zwei Jahre Pandemie nagen an der Psyche

In dieser Woche ist es zwei Jahre her, dass das Corona-Virus nach Deutschland kam. Ich kann es kaum fassen, wenn ich darüber nachdenke. Zwei Jahre meines einmaligen, unwiderbringlichen Lebens habe ich zusammen mit der ganzen Welt damit verbracht, mich vor einem tödlichen Virus zu schützen. Wenn ich durch meine Stadt gehe, trage ich eine Maske, lauter als bislang muss ich mir das Geschrei und die hasserfüllten Beleidigungen von Extremisten und Verrückten anhören, die oft einfach die Realität leugnen. Die Politik, die es allen recht zu machen versucht, stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Und sollte dieser Albtraum je zu Ende gehen, werden sie sich alle auf die Schulter klopfen und uns versichern, dass wir doch verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen sind. – Ich bin dieses immer gleichen, unentrinnbaren Karussells inzwischen extrem müde.

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Frohes neues Jahr 2022

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr. Möge 2022 für Sie ein gutes Jahr werden. Ich wünsche Ihnen Aufbruchsstimmung und Zuversicht.

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Corona-Katastrophe: Dann hätten ja die Anderen gewonnen

Den folgenden Beitrag habe ich für den Ohrfunk geschrieben und gerade nur leicht aktualisiert.

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Plädoyer für politische Kompromissbereitschaft

In dieser Woche kann ich nicht lange quatschen. Warum nicht? Ich bin am letzten Samstag zum Ortsvereinsvorsitzenden der SPD in meinem Stadtteil gewählt worden. Das ist eine völlig neue Herausforderung für mich. Dadurch habe ich auch neue und spannende Dinge zu tun. Beispielsweise werde ich an einem echten Parteitag teilnehmen, wenn es auch nur ein Stadtverbandsparteitag ist.

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Zum Ergebnis der Ampel-Sondierungen

Den folgenden Beitrag habe ich am 18.10.2021 für den Ohrfunk verfasst.

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Politik ist Kompromiss. Das muss ich mir immer wieder sagen, wenn ich das Ergebnis der Sondierungen für die mögliche künftige Ampelkoalition lese. In meinen Augen ist das Ergebnis dieser Verhandlungen löchrig, vage und einseitig.

Das Gute vorweg: Der Mindestlohn soll auf 12 Euro pro Stunde angehoben werden und dort nicht stehenbleiben. Liest man das Sondierungsergebnis, ist dies aber auch das Einzige, was die SPD hineinschreiben konnte. So taktisch klug Olaf Scholz sich nach der Wahl verhalten hat, so ruhig und staatsmännisch er auftritt, so schlecht hat seine Partei verhandelt.

Auch die Grünen haben ihren Teil vom Kuchen abbekommen: Digitalisierung wird vorangetrieben. Und dann ist da die Sache mit dem Klimaschutz. Zwar wird es kein sanktionsbewährtes Klimaschutzgesetz geben, aber wer in Klimaschutz investiert, soll steuerliche Superabschreibungen geltend machen können. Der Markt soll es regeln! Für die Grünen eine magere Ausbeute. Gut: Es gibt eine Absichtserklärung, den Kohleausstieg von 2038 auf ungefähr 2030 vorzuziehen, aber das war es auch schon.

Das ist der FDP geschuldet. Alle wissen, dass jede neue Regierung auf sie angewiesen ist, und Christian Lindner ist kein Mann des Kompromisses, er wirft seinen verachteten Partnern höchstens Bröckchen hin. Die viertstärkste Partei gebärdet sich seit dem Wahlabend wie die Königsmannschaft. Dazu haben sie auch allen Grund: Es wird kein wirksames Klimaschutzgesetz geben, keine Steuererhöhungen zur Gegenfinanzierung, keine Mehrbelastungen für hohe Einkommen, keine Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen, auch wenn das Ganze künftig Bürgergeld heißen soll, kein Tempolimit auf Autobahnen, keine Aufweichung der Schuldenbremse, keine öffentliche Investition und keine schnelle Verkehrswende.

Mit der FDP sind solche kommunistischen Machenschaften natürlich nicht durchsetzbar. Sie steht für Freiheit, Leistung und Individualismus! Dieses kleine Häufchen elitärer Superreicher presst dem ganzen Land die Pistole auf die Brust, und alle knicken ein, weil man sie doch braucht. Es gibt nun viele, die SPD und Grünen Versagen vorwerfen, sie hätten sich eine weniger kompromissorientierte Sondierung gewünscht, mehr rote Linien. Doch dann wären die Verhandlungen sicher geplatzt, und die Grünen wären vermutlich aufgefordert worden, es aus staatspolitischer Raison mit Jamaika zu versuchen, und dann hätten wir nicht einmal die Mindestlohnerhöhung bekommen.

Das Ganze ist kein Kompromiss, es ist eine Erpressung, ganz gleich mit wievielen schönen Worten man sie umkleidet. Diese notgeborene Koalition kann nur eine Enttäuschung sein, aber sie ist alternativlos. Niemand will noch einmal eine GroKo.

Natürlich wird nichts so heiß beschlossen, wie es sondiert wird. Auch die FDP wird im politischen Tagesgeschäft Federn lassen müssen, denn sie wird an der Macht bleiben wollen. Ihr Vorteil ist aber, das Christian Lindner 2017 schon einmal gezeigt hat, dass er lieber nicht regiert als falsch, zumindest seinen eigenen Auffassungen nach. Die FDP hat in dieser Koalition die wenigsten Stimmen und den längsten Hebel, und sie besitzt die Skrupellosigkeit, ihn auch einzusetzen. Das ganze Land wird in Geiselhaft genommen von Marktradikalen, die seit 40 Jahren sehen, dass ihr Politikansatz nicht funktioniert. Doch das ist ihnen egal, solang die eigenen Taschen gefüllt werden.

Ich bin durchaus für Zugeständnisse der FDP gegenüber. Kein Tempolimit, damit kann ich leben, auch wenn es schade ist. Die Zeit des altmodischen Verbrenners geht ohnehin dem Ende zu. Auch die Anhebung direkter Steuern könnte man unterlassen, wenn man im Gegenzug die Schuldenbremse aufweicht und die Vermögens- und Erbschaftssteuer wieder einführt und die ohnehin weltweit einzuführende Finanzsteuer zügig umsetzt. Um irgend eine Art von Mehrbelastung werden wir nicht herum kommen: Entweder durch mehr Steuern oder durch mehr Schulden. Das darf sich die FDP aussuchen.

Das Sondierungsergebnis ist aus Sicht halbwegs progressiver Bürger*innen eher ein fauler Kompromiss. Mein persönlicher Vertrauensvorschuss reicht aber so weit, dass ich eine mögliche neue Regierung im Alltag beobachten will. Doch ganz ehrlich: Viel Hoffnung habe ich nicht.

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